Donnerstag, 21. November 2024

Carlos Nilmmns - Cupid And Psyche EP [Ornaments 025]

Dass das Ornaments-Imprint sich nicht nur auf altbekannten House- und Technopfaden tummelt, dürfte mittlerweile weithin bekannt sein und doch ist diese EP / Mini-LP mit ihren sieben Tracks wohl das bis dato abwechslungsreichste Release der Labelgeschichte. Zwischen Ambient und rohem House bis hin zu Funk zitierenden Downbeat-Variationen mit filmischen Stringkonstrukten reicht das Spektrum hier, das Carlos Nilmmns nicht nur handwerklich sauber meistert. Vielmehr baut er dank bewusst zurückgenommener Höhen eine Spannung auf, die sich durchaus am Agentenkino der siebziger Jahre orientiert und diese mit kontemporären Clubmusik vereint. Liebhaberstück für deepe Stunden im Microclub der Wahl.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 05/2013

Donnerstag, 14. November 2024

Jordan Lieb - Dear Suzanne [Superfreq 011]

Nach sieben Jahren der Stille meldet sich Mr. C's Superfreq-Label mit einer Singleveröffentlichung zurück und schöpft mit Jordan Liebs „Dear Suzanne“ gleich aus dem vollen Erfahrungsschatz der Nacht. Dunkel, bedrohlich und zeitweilig sogar mit einer dem Film Noir anhaftenden Melancholie pumpt sich der Titeltrack unmittelbar ins Herz der Tanzfläche und sorgt dort für einen psychedelischen Trip in die Abgründe der Dunkelheit. „No Shake“ hingegen kombiniert diesen Vibe mit langsam spulenden Acidlines und fiebernd-hallenden Synthstabs, während “Dreams From The Ghetto“ kleinteiligen Minimalismus mit druckvollen Bässen und verlorenen Pianosounds kombiniert. Sehr gut.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 05/2013

Donnerstag, 7. November 2024

Triii Force - Lost Identities [Ocboz Music]

Den ersten Bonuspunkt sammeln Triii Force schon für das Packaging ihrer Promo-CD ein, denn die kreisrunde Blechbox mit Sichtdeckel sticht zumindest aus dem Erscheinungsbild des üblichen Promomaterials heraus und spricht für Liebe zum Detail, die auch aus kleinteilig-verschachtelten Tracks und der ausgefeilten Produktion des hinter Masken versteckten Produktionsteams aus Frankfurt und Giessen herauszulesen ist. Hart wobbelnder und vor allem maximalkomprimierter Dubstep an allen Ecken, gemacht für die großen Hallen dieser Erde, zuweilen mit Einflüssen aus AcidTrance gespickt und orientiert an den Skrillex' und Zedd's dieser Welt, die mit dieser Art von Sound mittlerweile weltweit willenlose Massen vorwiegend junger Kids rocken. Zu denen gehört der schon seit Aphrodite an Wobbelallergie leidende Rezensent mittlerweile nicht mehr und bleibt von „Lost Identities“ entsprechend unberührt. Für Detailreichtum und Blechbox gibt es trotzdem

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Soldout - More [Flatcat Recordings]

SynthPop? Check. Indie? Check. Belgien? Check. Hitpotential? Aber sicher. Und so macht sich das Duo Soldout daran, mit seinem neuen Album stilsicher die Herzen aller 80s-verliebten Pop-Connaisseure mit ihrem charmanten, unschuldigen Sound zu erobern, dem durchaus auch eine gewisse ItaloDisco-Prägung nicht abzusprechen ist. Das füllt – natürlich – die Tanzflächen, bohrt sich Ohren und sollte in einer besseren Welt auf Dauerrotation im Daytime-Radio laufen und nebenbei auch Fans von Soma Sema oder auch Kavinsky schwerst begeistern. Grossartig.

10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Sid Le Rock - Busted With A Bag Of Bliss [My Favorite Robot]

Wo sich die Teasersingle „Foreign Love“ mit ihrer melancholischen Synthieausrichtung noch als echter Hit herauskristallisierte stellt sich aus den gleichen Gründen im Verlauf des neuen Sid Le Rock-Albums schon nach wenigen Stücken Ermüdung ein. Zu gleichförmig und am Reissbrett gezirkelt wirken die Tracks, zu ähnlich die Soundsets und der im Singleformat noch frisch klingende Retrofuturismus setzt wie im Zeitraffer Staub an, die Faszination zerfällt und hinterlässt im Abgang das Gefühl, das doch alles schon einmal in besserer, aufregenderer Variation gehört zu haben. Erst in der zweiten Hälfte des Albums sorgen Tracks wie „She Smiles“ oder das in der Tat episch-verträumte Glanzstück „Duration“ für eine schlussendlich aufgehellte Laune und einen Grund, mehr als eine Handvoll weitgehend belangloser Tunes ertragen zu haben.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Ofrin - The Bringer [Kreismusik]

NeoSoul? Downtempo? Oder einfach Pop? Ofrin ist alles auf einmal und das mit Klasse. Als polnisch-deutsch-tunesisches Kind in Israel geboren und aufgewachsen vereint ihre Sozialisation und Musik Einflüsse aus verschiedenen Kulturkreisen, macht vor der geraden Bassdrum der europäischen Clubkultur ebensowenig halt wie vor afrikanisch beeinflussten Chants und Drumstrukturen, kombiniert üppig orchestriertes Soul-Feeling mit elektronischen Klängen und hält diese mit der Tiefe einer samtweichen, verführerischen und doch vom Leben geprägten Stimme problemlos zusammen, die auch vor rein akustischem Backing zweifelsohne Bestand hätte. Das ist ungewöhnlich und vor allem ungewöhnlich schön, lädt zum Zurücklehnen und Zuhören ein ohne dabei in seichte Lounge-Gefilde abzuschweifen. Nice.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Letherette - Letherette [Ninja Tune]

Letherette aus Wolverhampton ist eines dieser Projekte, die stilistisch alles auf einmal wollen und diesen eklektischen Ansatz erstaunlicherweise auch noch unter einen musikalisch recht homogenen Hut kriegen, auch wenn das im ersten Augenblick als ein fast unmögliches Unterfangen erscheint. So trifft hier sleazy PornoFunk auf Skweee auf House auf Electronica auf dubsteppende Basswellen und Future R'n'B der verdrehteren Sorte, um im Club ein rauschendes Fest zu feiern, bei dem nicht nur explizite Szenekenner und Musikexperten ihren Spaß haben. Wenn Letherette so weitermachen sind sie die nächsten Kandidaten aus dem elektronischen Underground, die in Zukunft auch anschlussfähige Beats für die Acts des grossen Pop-Business liefern.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Green Pitch - Asleep / Awake / Alert [Ponyrec]

Statt einer kompletten LP veröffentlichte die dänische Band Green Pitch im Jahre 2011 ihre EP-Trilogie „Asleep / Awake / Alert“ im Abstand und brachte damit im Abstand von einigen Monaten jeweils fünf Songs unters Volk. Nun erstmals, wohl dem momentanem Run auf skandinavischen Sound geschuldet, auch über deutsche Vertriebskanäle erhältlich werden Green Pitch mit ihrem zärtelnden, intimen Singer-/Songwriter-Entwurf auf weitgehend akustischer Basis auch hierzulande neue Fans gewinnen, auch wenn die entsprechende Kernzielgruppe in der Regel gut informiert schon vor Beginn jeglichen Hypes die EPs direkt zum Erstveröffentlichungstag beim Label gemailordert haben dürfte wie es echte Fans eben tun. Wer mit Dänemark dieser Tage Reptile Youth, Rangleklods, Darkness Falls oder Trentemøller verbindet liegt hier sicher falsch, entbehrt der Sound von Green Pitch doch jeglicher Düsternis, Clubappeal oder elektronischer Komponente. Besser beraten sind hier frisch verliebte Lagerfeuerliebhaber und natürlich naturverbundene Hippiemädchen mit Blumenkranz im braunen Haar und melancholischer Sehnsucht im Blick.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 26. September 2024

Bassekou Kouyate & Ngoni Ba - Jama Ko [Outhere Records]

Mali also. Land reichhaltiger Musiktradition, der Griots und eines extrem liberalen Islam, der – vermischt und beeinflusst durch schwarzafrikanische Wurzeln - Musik befürwortet und sie zum Lobe des Propheten einsetzt, anstatt sie per se zu verteufeln. Soweit die Fakten, auch wenn die Klänge der dortigen Musik hierzulande nur kleinen Zirkeln sogenannter Weltmusikliebhaber wirklich bekannt sind, denen üblicherweise Klischees von Birkenstock und selbstgewirkter Wolle anhaften. Lässt man sich aber vorurteilsfrei auf ein Album wie „Jama Ko“ ein, entwickelt es auch ohne weiteres Vorwissen und natürlich dank der vorherrschenden Polyrhythmik eine durchaus spannende Sogwirkung, die zumindest den musikalischen Horizont des Einzelnen um eine weitere Facette erweitert.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Samstag, 21. September 2024

Various Artists - Udacha 5 [Udacha 005]

Auch wenn vier Tracks in der Regel noch keine echte Compilation machen tummeln sich auf dieser 12“ neben A5, Trueman und Kurvenschreiber mit jeweils einer Soloproduktion noch das kollaborierende Team Alex Danilov, Brother G und Yuri Shulgin, die zusammen an einem Track werkeln. Viele Namen also, was diesem Vinylrelease auf gewisse Art zumindest compilationhafte Züge verleiht. Doch anstatt dem alten Sprichwort der vielen Köche Rechnung zu tragen, ziehen alle Protagonisten an einem musikalischen Strang gespannt zwischen den Koordinaten DeepHouse, teils mit jazzigen Zügen, 'troity Melancholie und dem fortdauernden Nachhall von DubTechno in seinen verschiedensten Ausprägungen. So gesehen ein nicht untypisches Release für ein russisches Label, erfreut sich derartiger Sound zur Zeit doch großer Beliebtheit unter den Produzenten des Riesenreiches. Anspieltipp hier – die weitgehendst beatlose Dubkursion „Leitweg“ aus der Feder von Kurvenschreiber.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 12. September 2024

Various Artists - Anniversary 01 [Steyoyoke 008]

Das Berliner Label Steyoyoke feiert den ersten Geburtstag und beschenkt sich selbst mit einer 4-Track-Remix EP auf der Tunes von Soul Button, Bartok, Sasch sowie I'm Fine & Antonio Olivieri von Produzenten wie Aki Bergen & Daniel Jaze, Nick Devon, Marc Poppcke und den Althelden Oxia in ein neues Gewand gekleidet werden. Das Ergebnis: vier angenehm angedumpfte TechHouse-Nummern für den Clubeinsatz, die sich durch effektiv warmen Sound auszeichnen, sich zuweilen wie in „Cherries“ sogar ein (neo)tranciges Element erlauben ohne jedoch in übermässige Melodiösität zu verfallen und statt dessen lieber den Detailbezug zu Städten wie Chicago herstellen. Nicht zwingend außergewöhnlich, aber durchaus brauchbar.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 5. September 2024

Prompt - 5 Years Of 7Noise [7Noise]

Und es pumpt und pumpt und hört gar nicht mehr auf. Zum fünften Geburtstag seines 7Noise-Labels beschenkt sich Prompt als Betreiber eben jenes Imprints selbst mit einer Compilation die gleichzeitig auch Album ist. Oder umgekehrt. Bestehend aus ganzen 23 Tracks, ausschliesslich Prompt-Eigenproduktionen, neuen Edits von eben solchen und Remixen aus der Feder von Slam, Nic Fanciulli oder Tom Clark gibt es hier die volle Packung Minimal Techno / TechHouse, immer dezent schiebend und mit charakteristischer Soundästhetik in den Drums, mal angejazzt, mal verspult, zuweilen auch geschult an klassischem House und durchgehend geprägt von einer angenehmen Zurückhaltung und echtem Understatement, das mensch dieser Tage nur noch selten findet. Gutes Material für deepere Stunden im Club, aber auch zu Hause in einem Stück ohne nervige Ausfälle oder unangenehme Witzigkeiten konsumierbar und daher – auch dank eines Feinsinns für gepflegt discoiden Exzess wie in „Brazz“ - belohnt mit

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 29. August 2024

Third Side & Virginia - Shit On Me Remixes [Restoration 016 Whitelabel]

Minimaler Techno in Reinform, setzen doch die vier Remixes auf dieser Whitelabel 12“ ihre Reize nur sparsam in Form kaum spürbarer Verschiebungen im Klangbild ein und kommen daher nicht über den ordinären Toolstatus hinaus. Trockenes Material für Extrempuristen, hier geliefert in Variationen von Virginia, Ra.H, Xenogear und Marco Shuttle von denen einzig letztere mit der Tiefe Detroits zu kokettieren weiss und so zumindest ein wenig Inner City Soul auf die Tanzfläche bringt.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 22. August 2024

The Advent - D Sector EP [Mixworks 004 Whitelabel]

The Advent also. Als grosser Fan der 1997er LP „New Beginnings“ und ähnlich knochentrockener Electro- und TechnoPhonk-Produktionen, die neben ihrem konsequenten Minimalismus auch immer durch eine gewisse Form von Atemlosigkeit bestechen konnten, habe ich naturgemäß meine Probleme mit dem Cisco Ferreira-Sound der letzten Jahre und der New Wave of Techno, die in meinem Augen vor allem eins ist: langsam. Auch wenn sich im sogenannten „The Advent Main Mix“ zumindest wieder die alten Qualitäten erahnen lassen, bleibt auch dieses Release trotz seiner unbestrittenen Funktionalität um Meilen hinter dem Frühwerk zurück, die auch Remixe von Jason Fernandes sowie der mittlerweile bewährten Kollaboration The Advent & Industrialyzer nicht wieder gutmachen können. Im Wissen darum, das die nachgeborene Feiergeneration dieser Tage nichts mehr von vormaligen Höchstleistungen ahnt, vergebe ich altersmilde

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 15. August 2024

Sid Le Rock - Foreign Love [My Favorite Robots 071]

Hit? Hit. Mit der Teasersingle zu seinem für April angesetzten Album landet Sheldon Thompson einen ebensolchen zwischen Techno und Electroclash, überzeugt durch konsequent in Moll gehaltene Stimmungen, Tiefe und zurückgenommene Vocals, die trotz ihrer tragenden Rolle nie wirklich im Vordergrund stehen sondern sich wie ein weiterer Layer ins Geflecht der verführerischen Melodien einbetten. Irgendwo schon fast Trance, ohne jedoch Trance zu sein und ein ganz großer Moment auf der Tanzfläche. Gleiches gilt für den überraschend gelungenen Acid Pauli Remix, der sich mit seiner Neuinterpretation in neokosmische Gefilde wagt, während der US-Amerikaner Brett Johnson sich des Themas vermittels dunkel-oldskooliger Basswellen, epischer Stringarrangements und verspulter Vocalbearbeitungen annimmt und dabei genau die richtigen Töne trifft, um Clubgänger weltweit zu entflammen. Gut.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 8. August 2024

Radunz & Leitner - Cubik [TBV 005]

Etwas undurchsichtiges Release mit leicht ravig-trancigen Zügen und gleicher Tracklist auf A- und B-Seite, das vermutlich dem Dunstkreis des Pioneer Alpha-Grossraves zuzuordnen ist und sich nicht wirklich zwischen Techno und TechHouse, kommerziellem Ansatz und Underground-Attitüde entscheiden kann, am Liebsten wohl sogar alles gleichzeitig verkörpern würde. Viele Zutaten also, die den Brei nicht unbedingt besser machen und so wabert „Cubik“ ein wenig richtungslos durch die Welt, um nach der nächsten Pioneer Alpha komplett in der Versenkung zu verschwinden.

2/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 1. August 2024

Peat Noise - Mongoose [Herzschlag Selected 003]

Was ein Mungo nun mit Techno zu tun hat verstehe mal jemand, aber zumindest wird eben jener Techno vom ungarischen Produzenten Peat Noise hier nach allen Regeln der Toolkunst serviert und dem gewillten Freund des schnellen Turntable-Aktionismus ein weiteres Werkzeug für den Cut- und Mix-Exzess dargereicht, der in der angedachten Form noch immer am besten und wirkungsvollsten mit Vinyl funktioniert. Gerade der Original Mix schiebt allein durch das Weglassen und Hinzufügen kleiner perkussiver Elemente gewaltig, um im allerletzen Moment noch einmal durch die Addition von ClubTechno-Sounds zu überraschen. Gute Vorlage, der die Remixe aus der Feder von Plan-E, Du'ArT sowie der Bonustrack von Neo Baxter nur bedingt mehr Spannung hinzufügen können, ohne jedoch ihre Qualität in Abrede zu stellen. Solide.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 25. Juli 2024

Mint 4000 - Ride On Time EP [Appian Sounds 002]

Limitiert auf 311 handnummerierte Exemplare zieht diese 4-Track EP aus der Feder von Mint 4000 ihre Kreise auf den Plattentellern dieser Welt und balanciert dabei geschickt zwischen bassbetontem Viererfuß mit deutlichen DubTechno-Referenzen, dem fast schon obligatorischen Detroit-Bezug und einer gewissen Deepness, ohne jedoch dabei wirklich aus dem Kontext vieler ähnlich gearteter Produktionen herauszustechen. Für Neueinsteiger spannend, für alte Hasen eher die x-te, wenn auch handwerklich gut umgesetzte, Variation eines viel beackerten Themas, die leider nicht wirklich aus dem Quark kommt und dadurch ab einem gewissen Punkt auch ein wenig Langeweile aufkommen lässt.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 18. Juli 2024

Kris Wadsworth - Death [Get Physical Music 216 Whitelabel]

Get Physical besticht dieser Tage mit einer konsequent variantenreichen und doch in allen Belangen weitgehendst überzeugenden 12“ aus der Feder von Kris Wadsworth, der mit dem in Zusammenarbeit mit Jimmy Edgar entstandenen Opener „Ivory 313“ den längst verloren gegangenen Geist des Minimal Techno beschwört, der auf „Showtime“ eine Allianz mit rohen, prügelharten House-Skizzen eingeht und damit trotz tendenziell verträumten Überbaus jeden Club konsequent bewegt. Die eigentlichen Überraschungen verbergen sich jedoch auf der Flipside, wagt sich Wadsworth doch mit „The Boring People“ in rudimentäre Jungle-Gefilde, um dort Deepness mit Gangster-Attitude zu verbinden, während die Elektro-Exkursion „Life & Death“ mit düsterem RoboPhonk zu Breakdance-Einlagen vor apokalyptischer Kulisse animiert.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 11. Juli 2024

Jesse Jakob - Time Resistance EP [Traut Muzik 013]

Wenn es ein treffendes Wort für diese 12“ gibt, dann heisst es Effizienz. Ohne Umschweife geht es mit stampfenden Bassdrums und extrem klar, fast schon kristallin produzierten Signalen zur Sache und der Technofloor der Wahl gerät konsequent und erbarmungslos unter Bewegungsdruck, ausgelöst von den Originaltracks „Shape 1“ und „Shape 2“. Auch die remixenden Produzenten Kevin Gorman und Jonas Kopp halten sich an die eingeschlagene Marschrichtung, wobei vor allem ersterer durch ein völlig abstruses BrokenTechno-Intermezzo auf halber Zählzeit beim Rezensenten punkten kann. Nice one.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 4. Juli 2024

Francesco [Francesco Series 001]

Weitgehend anonym gehaltene 12“ mit drei Tracks, die sich nicht nur in ihrem Artwork an den Vorgaben des Minimalismus und einer extrem klaren Formensprache orientiert. Vor allem „DX 8“ ist in akustische Signale gegossene Funktionalität, bestehend aus gnadenlos hämmernden Drums, im Raum stehenden Bässen und wenigen, aber dafür um so effektiveren Verschiebungen im restlichen reduzierten Klangwerk. Melodien? Töne? Fehlanzeige. Hier geht es um Schub durch Schlagwerk. Auf der Flipside findet sich dann eine wunderschöne Variation von PopAmbient mit verhallt-melancholischem Piano, sowie eine atmosphärisch extrem dichte Fingerübung in Sachen Elektrominimalismus, die trotz zurückgenommerer Geschwindigkeit und skelettierter Beats fast schon elegische Qualitäten aufweist. Top.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 27. Juni 2024

Ekman - Tessellation Automata [Abstract Forms Whitelabel]

Limitiert auf 200 Exemplare in schneeweißem Vinyl verleiht das ohnehin auf hohem Qualitätsniveau agierende Abstract Forms-Label dem Begriff Electro in seiner Reinform zum wiederholten Male neues Gewicht und liefert hier mit ganzen sechs Tracks aus dem Ekman'schen Studio reduziert weltraumkalten Roboterfunk, der in jeder Sekunde nach SciFi und einer undefinierten, aber allzeit präsenten Bedrohung aus den Tiefen des Raums klingt. Vor allem Tracks wie „Lucid“ oder „Space Is The Circle“ versprühen in ihrer skelettierten Form die Vorahnung eines düsteren Szenarios, an dessen Ende nur Wenige überleben werden. Man denke nur an die fremdartige Erscheinung der 456 genannten Spezies in „Torchwood. Kinder Der Erde“ und ihre Existenz in hochtoxischer Atmosphäre, die gnadenlose Forderung nach dem für sie ultimativen High – vielleicht sind sie wirklich da irgendwo draußen und diese Platte ist der Soundtrack zu ihrer Party. Be aware.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 20. Juni 2024

Echo Inspectors - Lunar Shadows [Primary [colours] 001]

DubTechno wie er im Buche steht, geprägt von meterlangen Hallfahnen, im Subbereich agierenden Bässen, weichen und treibenden Bassdrums und einer Laufzeit, die dem Originaltrack einen entsprechenden Entwicklungsspielraum lässt. Was braucht es mehr zum Glück? Vielleicht, wie hier, einen Luke Hess als Remixer, der zwar die Geschwindigkeit merklich anzieht, aber sich immer noch auf die Essenz versteht. Gute

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 13. Juni 2024

Dandi & Ugo [Kol Mojito Records 027]

Mit bekanntem Vocalsample und einer durchaus verführerischen, an gute Trancezeiten angelehnten Melodieführung starten Dandi & Ugo mit „Everything Or Nothing“ Erwartungen weckend in ihre aktuelle EP auf Kol Mojito Records, scheitern aber in ebenjenem Track daran die melodiefreien Räume interessant zu gestalten. So entsteht der Eindruck eines Stückwerks mit sehr guten Ansätzen, das aber im Endeffekt noch einer längeren Ausarbeitung bedurft hätte um vollends zu zünden. Ähnliches gilt auch für den Rest dieser 12“, die zwar dem DJ zur Primetime als gutes Tool dient, schlussendlich jedoch etwas mit angezogener Handbremse zwischen TechHouse und Abfahrt rangiert. Schade.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 6. Juni 2024

Bad Cop Bad Cop - Wings Of Techno Remixed [Pomelo 031 Whitelabel]

Ok, nun also die Remixe zum Album. Vier verschiedene Tracks, vier verschiedene Protagonisten und ihre ureigene Interpretation der jeweiligen Vorlage. Ostgut-Act tobias. liefert reduzierten und durchaus hypnotischen TechHouse mit mehr als nur einem Schuss Motor City-Gewürz, während sich Kemetrix mit seinem hochgetakteten FlangerTechno ständig zu überschlagen droht und dabei klingt wie eine seltsame Rauscherfahrung. Gerhard Potuznik und Martin Nibek experimentieren als Group Niob mit dem Wesen von metallisch deep klingendem MinimalTechno und Brendon Moeller liefert das deep-jazzige Dub-Workout für die späteren Nachtstunden.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 30. Mai 2024

Advanced Human [Counter Pulse Series 006]

Nach seiner Split-EP mit Developer im letzten Jahr beschreitet Advanced Human nun erneut technoide, auf Klarvinyl gepresste Pfade auf dem schwedischen Label Counter Pulse. Vor allem „Signal“ überzeugt hier durch einen treibenden ClubTechno-Ansatz, während sich „Cajamarca“ auf dunkles, maschinell zuverlässiges Pumpen in den unteren Bassfrequenzen beschränkt und sich ansonsten auf minimale Verschiebungen und leicht psychedelische Soundeffekte konzentriert, die sich in unregelmässigen Abständen kurz ins Frequenzfeld schieben. Das „Planetary Grid Field“ auf der Flipside hingegen stampft präzise wie ein Uhrwerk voran, steigert sich dabei stetig und doch fast unmerklich, um dann mit dem letzten Break noch einmal letzte Reserven zu mobilisieren – Techno in Reinkultur und ohne unnützes Beiwerk.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 23. Mai 2024

Waze & Odyssey - Be Right There [Madtech Records]

Pumpender House der klassischen Schule findet sich auf der aktuellen Veröffentlichung von Kerri Chandlers Madtech Records, geprägt von stetiger Präsenz des charakteristischen Vocalsamples und wilden Discofilter- / Cutspielereien, die der geneigte – ältere – Leser dieser Zeilen schon in den Neunzigern in unzähligen Varianten goutiert haben dürfte. Doch gewisse Dinge bleiben zeitlos aufgrund von Qualität und so klingt „Be Right There“ auch heute noch angenehm frisch, ebenso wie die fast schon ravige Clubhymne „Found The Rhythm“ mit ihren ekstatischen Stabs und Vocalsnippets. Abgerundet wird das ganze final von Citizens Remix des Titeltracks, der sich als deeper Latenight-Groover mit langgezogenen Breaks und sehnsuchtsvoller Melancholie ins Herz echter House Music-Liebhaber brennt. Sehr gute

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 16. Mai 2024

Sankt Göran - Local Legend EP [Crimecity Disco 006 Whitelabel]

Der schwedische Produzent Sankt Göran liefert mit den beiden Tracks dieser EP - „Local Legend“ / „Wallenberg6“ - zwei äußerst erbauliche 4-2-The-Floor-Variationen mit analogem, dem Geist von Jack verpflichteten Fundament, das auf angenehme Weise von fast als upliftend zu beschreibenden Italo-Synths konterkariert wird und gleichzeitig – zumindest im titelgebenden A-Seiten-Track - in ihren auf Beat und Bassline reduzierten Parts die Faszination des „polished Chrome“ ausstrahlen, von dem einst Emmanuel Top in einem seiner größten Momente kündete, während die B-Seite sich trotz exzessiven Melodieeinsatzes als weltumarmender (Neo)Disco-Tune von ergreifender Schlichtheit entpuppt. Hitverdächtig.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 9. Mai 2024

Quadrat - Two [Quadrat Musik 002 Whitelabel]

Auch dieses Whitelabel mit vier Tracks besticht vorwiegend mit dem ersten Eindruck der totalen Anonymität, finden sich doch auch hier bis auf die genannten keine weiteren Informationen. Statt dessen geht es allein um die Musik, die sich hier dem geneigten Hörer vor allem in Form von verschleppten Housetracks mit gedrosselter Geschwindigkeit präsentiert und das Erbe von DubTechno im Gepäck hat, ohne jedoch auf standardisierte Chords zurückzugreifen. Statt dessen verspulen sich trippige Hallfahnen ineinander, werden mehr oder minder sachte moduliert und auch aus dem ArmchairTechno entlehnte Acid-Anleihen dürfen sich munter unter die Beats mischen. Lediglich auf dem unbetitelten B2-Track nimmt der Beat ein bischen an Fahrt auf, um einen zurückgenommenen Hybriden aus bassbetontem MinimalHouse und dem melodieverliebten Echo von ElectroClash und seinen Folgen zu stützen, letztendlich aber doch tendenziell harmlos und weitgehend Unspektakuläres zur Schau zu stellen. Wenig aussagekräftig.

5/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 2. Mai 2024

Neal White - Goldfish EP [Eintakt 027 Whitelabel]

Nach längerer Unterbrechung findet das Berliner Label Eintakt langsam wieder zu einem regelmässigen Veröffentlichungsrhythmus zurück, um sich gleichermassen vom ursprünglichen Minimalkurs der Anfangszeiten zu entfernen und in melodiöseren Gefilden sein Glück zu suchen. So findet sich auf der A-Seite dieses weitgehend informationslosen Whitelabels träumerischer TechHouse der frühlingshaften Sorte, der sich sogar vor ebensolchen female Vocals nicht scheut. Auf der Flipside bleibt es dann in zwei Tracks instrumental wenn auch in musikalisch ähnlichen Gefilden verortet, die zwar für ein frühes WarmUp geeignet scheinen, jedoch insgesamt ein wenig an Biss vermissen lassen und insgesamt ein wenig zu harmlos und austauschbar erscheinen.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 25. April 2024

Morgan Hammer - Alphawave [Startalk International 003]

Während andere Labels ihre Veröffentlichungen in hoher Taktfrequenz streuen, lässt mensch sich im Hause Startalk International die nötige Zeit, um Qualität reifen zu lassen. Vollkommen zu Recht, wie das dritte Release innerhalb dreier Jahre beweist, denn Morgan Hammer's „Alphawave“ schliesst mühelos die Lücke zwischen TechHouse und KrautDisco vermittels spaciger SynthLines und verhallter Claps über einem rohen Drumgerüst, dem es dank in seiner puristischen Trockenheit nicht an Effizienz mangelt. Glücklicherweise halten auch die remixenden Produzenten Vosper, Zombies In Miami und The Countach den eingeschlagenen SpaceDisco-Kurs und machen den üblichen Verdächtigen der Clone-Schule mit ihren Interpretationen durchaus Konkurrenz. Nice one.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 18. April 2024

Kanzler & Wischnewski - Africa EP [Mimique Records 008]

Mit einer überraschenden Rückbesinnung auf das zuletzt ein wenig ins Hintertreffen geratene Genre MinimalHouse tritt das mittlerweile bewährte Produzentenduo Kanzler & Wischnewski an, um dank kleinteiliger Strukturierung im Sinne früher Supdub 12“es den Abwechslungsgrad in ihren Tracks hoch und die Tanzfläche in Bewegung zu halten. Das gelingt ihnen mit ihren Originalversionen besser als den Remixern Alec Troniq und Michel Laro, die sich sehr auf bewährte und zuweilen auch sehr alberne Elemente verlassen und leider wenig Neues wagen. Für die Originale gibt es

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 11. April 2024

Ivano Tetelepta & Roger Gerressen - Floating EP [Fasten Musique 002]

„Floating“ ist wohl das falsche Verb für „For What Is Worth“, die A-Seite dieser 12“, aber für „knorkeln“ fehlt mir gerade eine gute englische Übersetzung. Dumpf und staubtrocken wird hier in den Originaltracks an einer Variation von MinimalHouse gefeilt, die ihre Wirkung erst zu ganz später Nachtstunde entfaltet und vorher auf der Tanzfläche eher eine bremsende Funktion hätte, während die Remixarbeit von Ion Ludwig zu genanntem Track ein wenig Schwung in den Club bringt und durch im direkten Vergleich etwas angezogene Geschwindigkeit und straighteres Arrangement mehr überzeugt.

5/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 4. April 2024

Hinode / Marieu - Punch In the Face [Enlightened Wax 003 Whitelabel]

Nachdem die letzten Jahre von Deep- und SnoreHouse geprägt waren scheint sich dieser Tage eine leichte Trendwende abzuzeichnen und die BPM-Zahl auf dem Housesektor wieder ein wenig Fahrt aufzunehmen. So auch bei diesem Viertrack-Splitrelease, auf dem sowohl Hinode als auch Marieu mit analog rumpelnden Drums und einer gehörigen Loopinfusion dem Genre wieder den nötigen Schub verleihen. Tracks in dieser Form wären sicher auch schon in DJ Sneak-Sets aus den Mittneunzigern denkbar und konsequent zwingend gewesen, was aber tendenziell eher für als gegen die Zeitlosigkeit gewisser Sounds und Strukturen spricht. Dance, motherfucker!

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 28. März 2024

Jose Wated & Encebolladoman - Satisfy My Soul EP [Dilek Records 012]

„Satisfy My Soul“ - schon der Name impliziert Deepness und entsprechend dieser Ansage können die Produzenten Jose Wated und Encebolladoman auch tatsächlich abliefern. Auf knallpinkem Vinyl vermischen sich im Original DeepHouse und dubbige Einflüsse mit minimalem Melodiespiel, während Brett Johnson sich in seinem Remix auf tief schiebende Basslines, verspielte Arrangements und allgemeine Frühlingshaftigkeit verlegt. Nadja Lind hingegen verlegt sich auf gepflegte Reduktion im MinimalHouse-Gewand, auch wenn die in allen Versionen auftauchenden leicht mit Autotune oder ähnlichem bearbeiteten Vocals sicherlich nicht jedermanns Sache sind. Ebenfalls auf der Vinylversion zu finden ist „Otro Gato“ - im Original eine MinimalHouse-Variation mit verführerischen Melodien, die aber dank ihrer seltsam eiernden nonverbalen Vocalschleifen nur in speziellen Momenten wirklich einzusetzen ist. Besser eignet sich hierzu der Arquette Remix, der mit dem englischen Adjektiv „lively“ umschrieben ein wenig Glitzerstaub in die trockene Housewelt trägt.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 21. März 2024

Grieche & Vokal - Frisch Gebacken / Kleiner Leuchtturm [Vogelfrei 003]

Welch grandiose Ressourcenverschwendung schon allein die Titel dieser EP wieder voraussagen und auch Remixes von Acts wie Warme Semmel und Klangkünstler lassen Schlimmes erahnen. Und als Krönung obendrauf: „Vogelfrei Is A Division Of Ton Liebt Klang“. Wer denkt sich so eine Scheiße eigentlich den ganzen Tag aus und warum landet das ausgerechnet in meinem Promopäckchen? Fragen über Fragen auf die die auf dieser 12“ gelieferte Musik leider auch keine Antwort gibt. Soundtrack für druffes Kuscheln und synthetisiertes Hippietum, das sich nur für diejenigen revolutionär anfühlt, die die echte musikalische Revolution nicht mehr erlebt haben. Ihr nennt es „Feiern“. Ich gähne müde. Einzig durch Ron Flatters lobenswert deepen Mix verdient diese Platte überhaupt

4/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 14. März 2024

Felix Bernhardt & Grieche - Mr Ouzo [Plattenbau Music 022]

„Mr Ouzo... witzig, ne? Und der Produzent heisst 'Grieche'...“ - eigentlich müsste mensch aus diesem Gedanken einen äusserst flachen Bringmann & Kopetzki-Comic ohne Happy End stricken. Erinnert sich noch jemand an „Frickelbeat Records“ ? Notiz an die Herren Zeichner: Bitte machen. Überraschenderweise vergreift sich das Produzentenduo sich – zum Glück! - nicht an Sirtaki-Samples sondern liefert zumindest solide reduzierten TechHouse der minimaleren Sorte, der allen verspulten und vom Keta zerfeierten Seelen zum intellektuell vollbefreiten Mitschunkeln gereicht und diese auch nach einigen vielen der genannten griechischen Nationalalkoholika nicht körperlich überfordert. DJ-Futter nennt sich so etwas wohl, im richtigen Moment wirkungsvoll was besonders für den A2-Track „Hau Den Lukas“ gilt , aber schlussendlich doch nach wenigen Wochen durch eine andere, ähnlich geartete EP ersetzt.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 7. März 2024

Elia Perrone - Bagatelas [Unclear Records 006]

Katalognummer 006 des italienischen Labels Unclear Records, das neben dem im Sinne und in der Tradition von Bobby Konders deep-verjazzten House des „Bagatelas“-Originals mit Remixen von den Italoboyz, Dandy Jack und Dani Casarano aufwartet, von denen vor allem Letzterer durch seine smarte und durchaus sexy zu nennende BreakbeatHouse-Variante mehr Aufmerksamkeit und damit auch die höchste Wertung aller Bearbeiter auf sich zieht. Nice one.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 29. Februar 2024

Easy Changes - Discrete Intervals [Grow Vinyl]

Erinnert sich noch jemand an das Projekt mit dem tollen Namen Liebe Ist Cool und seinen verliebt verträumten Pop-Entwurf auf wunderbar zurückgenommen vor sich hin knorkelnden MicroHouse-Varianten? Subtrahiert mensch an dieser Stelle den Pop-Aspekt ist das Resultat durchaus mit der Musik des russischen Projektes Easy Changes vergleichbar, das nicht ohne Grund schon vor Jahren sein Vinyldebut auf Foundsound / Unfoundsound feierte. Zweifelsohne gut, wenn auch im Clubkontext nur sehr schwer einsetzbar.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 22. Februar 2024

East End Dubs - She Loves It EP [Act Natural Records 011]

Tief pumpender, auf das wesentlichste reduzierter House in vierfacher Ausführung, der sich sowohl in deeperen Sets als auch zu vorgerückter Stunde als recht funktional erweist, im Endeffekt aber über den Status als reines DJ-Futter leider nicht hinauskommt. Zu blass und gesichtlos bleiben die Tracks letztendlich, auch wenn an der handwerklichen Qualität nichts auszusetzen ist. Tool.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 15. Februar 2024

Cspok - Journey [Black Wall 002 Whitelabel]

Weitgehend informationsloses Whitelabel mit vier extrem deepen, analogen Housetracks, die den Vibe der späten 80er und frühen 90er Jahre in Chicago atmen und diesen auf die ganz späten Nachtstunden der Jetztzeit übertragen – vor allem auf jene, die der geneigte House-Afficionado in kleinen, vor dem Partymainstream versteckten Liebhaberclubs verbringt und die in der Zusammenkunft mit ein paar Dutzend Gleichgesinnten oft eine magischere Wirkung entfalten als die Ekstase der vorangegangen Primetime-Momente. Hier zählt nur der Sog der Bassline und die rohe Melancholie der nahezu unbearbeitet klingenden Strings, die in dieser Kombination die Clubgänger glücklich in die Realität eines neuen Morgens entlassen.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 04/2013

Donnerstag, 8. Februar 2024

Various Artists - Von 5 bis 12 Uhr [RORA 004]

Das in der Schweiz beheimatete RORA-Imprint präsentiert mit dieser sechs Tracks umfassenden 2x12“ EP / Mini-LP seine erste Labelwerkschau und setzt dabei ausschließlich auf Eigengewächse wie Sepp, Cally, Stab9 und Dave, deren Produktionen sich vorwiegend auf unaufgeregtem Terrain zwischen Minimal- und deepem TechHouse bewegen. Dabei stellen die einzelnen Tunes keinesfalls Primetime-Ansprüche sondern zielen vielmehr auf die letzten Stunden der Nacht, in denen das Tempo wieder heruntergefahren wird und es nur noch um einen nichtendenwollenden Groove geht.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013

Donnerstag, 1. Februar 2024

The Deadstock 33s - The Pilgrim's Ghost [Gomma]

Justin Robertson ist zurück und debütiert mit seinem Projekt The Deadstock 33s auf Gomma im Albumformat. Schon die Rückkehr des englischen Grossmeisters allein ist eine kleine Sensation für sich, die durch den Sound des Albums zu einer grösseren wird, bewegt sich „The Pilgrim's Ghost“ doch zwischen dem klassischen Sound, der Robertson unzählige Remixaufträge von Künstlern wie Björk, den Inspiral Carpets, The Shamen und unzähligen anderen bescherte, und einer melodischen, TechHouse-beinflussten Weiterentwicklung von KrautDisco und (Neo)Cosmic mit einer gehörigen Portion Hitappeal, ohne sich jedoch an gängigen Hitschemata zu orientieren. Vielmehr entwickelt er wie schon zu seiner ersten Hochphase in den frühen Neunzigern eine eigene Vision und Handschrift, die in ihrer schnörkellosen Klar- und Einfachheit besticht, ohne sich in tiefgehenden Soundspielereien zu verlieren. Besonders gilt das für die hymnische ElektroCosmic-Variation „Baron Richelieu's Trapeze“ mit ihren melodischen Anleihen bei grossen Synth-Acts wie Vangelis oder Jean Michel Jarre oder auch dem Acid-verseuchten „Monty Dance“, der mit seinem rohen Oldskoolvibe maximal punktet.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013

Donnerstag, 25. Januar 2024

Illbilly Hitec - Reggaetronics [Echo Beach]

Nachdem ich das Label Echo Beach schon vor Jahren weitgehend aus den Augen verloren hatte, ist das Debutalbum des Hamburger Projektes Illbilly Hitec eine überraschende und vor allem extrem positive Rückmeldung in meinem Wahrnehmungskosmos, liefert es doch ein längst fälliges Update in Sachen Reggae-fizierte Dope-, Break- und BigBeats in variierenden Tempi für die Clubs dieser Welt, überwiegend begleitet von Longfingah am Mikrofon, der den Tunes im Gegensatz zu vielen MCs eine weitere Ebene hinzufügt und sogar noch im Drum'n'Bass-Rahmen eine gute Figur macht. Wer einstmals die Kollaborationen der Freestylers mit MC Navigator geliebt hat, wird „Reggaetronics“ mit großer Wahrscheinlichkeit zu seinem Sommeralbum 2013 erklären.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013

Donnerstag, 18. Januar 2024

Witt & Halm - Merciless Trashing [ReWashed LDT]

Mit seinem aktuellen Release macht ReWashed LDT im Vergleich zur letzten von mir besprochenen Laufnummer einen gewaltigen Qualitätssprung, verzichtet glücklicherweise auf witzige Samples und verfolgt mit dem Originalmix von „Merciless Trashing“ einen Technostil, den mensch trotz des relativ zurückgenommenen Tempos und sparsamen, aber funktionalen Arrangements durchaus als DarkRave bezeichnen könnte. Sehr dunkel, sehr spooky und nichts für Menschen mit paranoiden Zügen. Auch die Remixer Darpa, Wave Form sowie AnGy KoRe & Tako reihen sich mit ihren Interpretationen in diese Deutungsvariante ein und erzeugen eine beklemmende Sogwirkung wie der Ereignishorizont eines Schwarzen Loches. Zweifelsohne zwingend.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013

Donnerstag, 11. Januar 2024

Various Artists - Endzeit Balladen [Leveltrauma Limited 01]

„Bass Muss F*icken“ heisst gleich der erste Track dieser EP und erinnert in seiner überzogenen Attitüde auf amüsante Weise an alte Frankfurter Smash-Knaller wie „Nächste Station Konstablerwache“ und auch mit Track Nummer zwei lassen Minupren & Stormtrooper die Situation gehörig „Eskalieren“, da auch dieser sich auf der Grenze zwischen HardTechno und StampfGabba mit komischen Vocals und albernen Samples bewegt. Druffcore vom Feinsten - amüsant, hart drüber und konsequent durchexerziert. Die Flipside teilen sich Urgesteine Michael Forshaw, Killer und Martin W mit jeweils einem Track, wobei gerade Erstgenannter in seinem unversöhnlich maschinellen, nervenzerwringenden Stil eine gute Figur macht und Killer mit seinen ungezügelten Sägezahnsequenzen die Anarchie der wilden Frühneunziger wieder auf die Tanzfläche holt. Durchgeknallt bis obenhin.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013

Donnerstag, 4. Januar 2024

Mørbeck - Teens On Fire [Code Is Law 001]

Es schabt und dräut und grindet in Technoland während sich die Geschwindigkeit auf der Tanzfläche immer mehr einem absoluten Minimum nähert. Mørbeck gelingt auf hypnotische Weise die Direktübersetzung von Gravitationsprinzipien in Audiosignale und führt die tanzende Meute gefährlich nah an den Ereignishorizont der psychischen Selbstauflösung. Das hier ist Hardcore, der auf sämtliche klassischen Eigenschaften des Genres verzichtet und den Konsumenten statt dessen auf einen Vernichtungskreuzzug gegen den inneren Feind schickt. Potentielle Waffe für die ganz späten Stunden der Nacht.

10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 03/2013