Donnerstag, 25. Mai 2023

Tolcha - Neustadt [Neopren Records 027]

Tolcha. Da war doch mal was. Im hinteren Winkel des Rezensentengedächtnisses leuchtet eine kleine rote Lampe schwach auf, deren Bedeutung dank eines nicht funktionierenden Surfsticks – mit Grüßen an Vodafone: Ihr könnt mich grad mal kreuzweise... - zur Zeit leider nicht via Discogs decodiert werden kann. Ungeachtet dessen stellt diese LP mit ihren acht Tracks zwischen TripHop, Chemical- / BigBeat – sic! -, Funky Breaks, NeoCosmic und einem spacigen Drum'n'Bass-Entwurf nicht nur wegen ihrer immensen stilistischen Bandbreite eine empfehlenswerte Ausnahmeerscheinung im Jahre 2013 dar sondern in dieser Form auch ein wirkliches Album, das mehr sein will als nur eine lose Reihung von Tracks. Tolcha löst diese Aufgabe stilsicher und meldet sich mit „Neustadt“ zurück auf der Tanzfläche. Gute

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 01/2013

Donnerstag, 18. Mai 2023

The Ruby Suns - Christopher [Memphis Industries]

Das schlägt sie wieder durch, meine Abneigung gegen Fahnen in general und gerade die Kombination schwarz-rot-gold löst bei mir auf Grund einer klaren Fußball- / EM-Assoziation und einer extrem ausgeprägten Allergie gegen herumgrölende Fanprolls einen heftigen Brechreiz aus. Deswegen haben die sicherlich unabsichtlich farbähnlich gestalteten Promocover von Memphis Industries schon im Vorfeld einen extrem schweren Stand, auch wenn der auf Formatradioplatzierung schielende IndiePop mit zum Falsett tendierenden Zuckergußvocals und leichtem Pet Shop Boys-Verweis an sich durchaus okay geht - zumindest, wenn mensch auf Harmlosigkeiten und extrem junge, verträumt-verliebte Indiemädchen mit Vorliebe für große Gesten und Diddlmäuse steht. Der Rezensent verzichtet dankend und hört nach so viel Kitsch erst mal ein wenig Gabba.


3/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 01/2013

Donnerstag, 11. Mai 2023

Sin Fang - Flowers [Morr Music 120]

Schon der dritte Longplayer der mir bis dato zugegebenermassen völlig unbekannten isländischen Band Sin Fang, die sich allerdings schon aufgrund des epischen IndietronicFolk-Openers „Young Boys“ unmittelbar und unvermittelt in mein Herz spielt und dieses dank gelungener Balance zwischen genanntem, SynthiePop-Modernismen, großem Songwriting und vernebeltem Indiegefühl auch so schnell nicht wieder verlässt. Gemischt mit ein wenig Sinn für Psychedelica hier und episch-süße Streicher-Arrangements dort ergibt sich eine Vision von Pop 2013, die trotz ihrer zurückhaltenden Anmutung zumindest in ausgewählten Kreisen das Zeug zum Hit hat. Musik für eine bessere Gesellschaft, die sich auch vor überraschenden Effekten in Songs wie „Feel See“ nicht fürchtet.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 01/2013

Donnerstag, 4. Mai 2023

Dutch Uncles - Out Of Touch In The Wild [Memphis Industries]

Zur völlig unangemessenen Farbfurchtbarkeit der Memphis Industries-eigenen Promocover habe ich mich an anderer Stelle schon hinreichend geäußert. Das sich allerdings die Vorliebe für falsettierende Jammerlappigkeit – diesmal garniert mit Annie Lennox-Verweis, in den 80ern schlimm überstrapazierten Arrangements und billigem Plastik-Preset-Terror – sich ebenfalls durch das 2013er Labelprogramm ziehen soll ist nicht weniger erschreckend als die Tatsache, dass die Dutch Uncles ausgerechnet aus Manchester kommen. Angekündigt sind zwei Shows zum Albumrelease und ich weiß, wer auf jeden Fall nicht hingeht. Tanzflächentauglicher und catchier als die ebenfalls auf Memphis Industries erschienene The Ruby Suns LP, aber schlussendlich ähnlich relevant, auch wenn sich ausgerechnet der letzte Track „Brio“ für verquere Gemüter als Ohrwurm herausstellt. Macht einen Bonuspunkt.

4/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 01/2013