Fraktus waren der große Hype im
Vorfeld des diesjährigen Reeperbahnfestivals, gehandelt und promoted
als die vergessenen Erfinder des Techno, als Bindeglied zwischen
Krautrock und NDW, als Initialzündung und Einfluss für die Stadium
Techno-Epigonen von Scooter und mit dem Song „Supergau“
Inspirationsquelle für Wetsbam’s „Sonic Empire“. Alles Humbug
der ersten Kategorie, aber zumindest der Sound hält sein
Versprechen, denn in der Musik Fraktus’scher Prägung schwingen die
Genialen Dilettanten des betongrauen Berlin der Frühachtziger Jahre
ebenso lebhaft mit wie die Proto-NDW jener Zeit, die sich vor allem
in den Hitsingles to be „Affe Sucht Liebe“ – übrigens auch
geremixt von Alex Christensen – und „Mann“ Gehör verschafft.
Die Frage nach der wahren Identität der Bandmitglieder bleibt hier
bewusst ungeklärt, aber wer bei einer wunderschönen Textzeile wie
„Lady Godiva dein Pferd ist müde...“ immer noch darüber
nachsinnt in welchem Hamburg-spezifischen Kontext ein derartiges
Projekt wohl entstehen kann, dem ist an dieser Stelle auch nicht mehr
wirklich weiterzuhelfen. „Jagt den Fuchs. Da ist der Fuchs.“ Ohne
Worte.
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
Donnerstag, 25. August 2022
Donnerstag, 18. August 2022
Monokle - Saints [Ki Records]
Mit seinen noch jungen 26 Jahren
veröffentlicht der in St. Petersburg beheimatete Produzent Vlad
Kudryavtsev a.k.a. Monokle schon sein fünftes Album insgesamt, tritt
aber mit „Saints“ zum ersten Mal mit einem Solowerk auf dem
physischen Tonträgermarkt in Erscheinung und erweitert damit seine
Zielgruppe erheblich, zumal die Liebhaber klassischer
Electronica-Klänge in der Regel wohl zu einer Generation zählen,
die nicht nur mit der Haptik realweltlicher Medien aufgewachsen
sind, sondern auch in Form von Compilations wie der legendären „Artificial
Intelligence“-Reihe mit entspannten, aber tiefgehenden Ausflügen
in elektronische Welten jenseits der geraden 4/4 Bassdrum
sozialisiert wurden. Ohne die üblichen Vertreter jener Soundwelten
erneut als Referenzpunkt zu zitieren, ergibt sich ein Bild aus dem
Wissen um Monokle’s Vorliebe für frühe Warp
Records-Veröffentlichungen und IDM im Allgemeinen, auch wenn der
IDM/Pop-Crossover „Slower“ als eher unnötiger Versuch aus dem
Rahmen fällt, der zuweilen auch Bezüge zu kontemporärer Bassmusik
zulässt. Diesen Track ausgenommen gibt es verdiente
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
Donnerstag, 11. August 2022
P.O.S. - We Don’t Even Live Here [Rhymesayers Entertainment]
HipHopElectroRock. Genau in dieser
Schreibweise steht es auf dem Waschzettel. „Wir wollen alles auf
einmal sein“ wäre wohl eine treffendere Formulierung gewesen und
so klingt P.O.S. wie eine unausgegorene Mischung aus BigBeat in den
letzten Zügen, Eminem-Klonen, ein bischen Hoffnung auf Radioeinsatz
und Anerkennung in der Popwelt und der Resterampe der kurzfristig
erfolgreichen Crossover-Szene. Wer das jetzt wie oder warum braucht,
lasse ich mal für alle diejenigen dahingestellt, die gut von gut
gemeint unterscheiden können. Nach ein paar Drinks besoffen zu „They
Can’t Come“ auf einem Konzert rumhüpfen erscheint mir allerdings
eine halbwegs sinnvolle Beschäftigung. Deshalb dann doch noch
4/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
4/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
Donnerstag, 4. August 2022
DJ Scientist - For Better For Worse [Equinox Records]
Ein überaus deepes und vor allem
erstaunliches Debutalbum, das DJ Scientist hier auf Equinox vorlegt,
entstanden doch die meisten Tracks in ihren Erstfassungen in den
Jahren 2001 bis 2006 und wurden dann aus diversen Gründen erst mit 6
Jahren Abstand erneut überarbeitet. Musikalisch jedoch greift DJ
Scientist noch viel weiter und bis in die 90er zurück und liefert
mit „For Better For Worse“ ein vorwiegend Sample-basiertes
TripHop / Instrumental HipHop-Album, das sich selbst vor absoluten
Klassikern wie DJ Shadow’s „Entroducing“ nicht zwingend
verstecken muss. Beat- und Samplezauberei in Reinkultur und mit dem
Track „Autumn Leaves“ huldigt er dem Blues im TripHop ebenso
ergreifend wie einst DJ Signify mit „Winters Going“ auf Lex
Records. Nice one.
9/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
9/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
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