Donnerstag, 31. März 2022

Satellite Stories - Phrases To Break The Ice [XYZ Berlin]

In Skandinavien muss irgendwas sein – Wasser, Elfen, Trollkraut, whatever... . Anders ist es nicht mehr zu erklären, dass aus diesem weitgehend dünn besiedelten Zipfel Europas alle Nase lang neue Bands aus dem Boden schießen wie hier Pilze im Wald nach einem kräftigen Sommerregen. Zwar ist mir persönlich der Sound der finnischen Indieband Satellite Stories auf ihrem Debutalbum tendenziell ein wenig zu glatt und trotz unmittelbarem Tanzbefehl zu handzahm, wird aber genau so vom Indienachwuchs geliebt und füllt die Dancefloors der einschlägigen Veranstaltungen in diesem Genre mit ziemlicher Sicherheit nach den ersten Akkorden. Von Konzerten ganz zu Schweigen, denn „Phrases To Break The Ice“ riecht geradezu nach einer ekstatisch schwitzenden Crowd in kleinen, dampfend-heißen Venues mit maximaler 300er Kapazität.


8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 25. März 2022

Errors - New Relics [Rock Action / PIAS]

Nach zwei Jahren Veröffentlichungspause sind die schottischen Errors mit einem neuen Album zurück und verfolgen weiterhin unablässig den eingeschlagenen Pfad zwischen Cosmic, ProgRock und kitschigen Synthesizer-Wällen, vermischen das ganze mit der Melancholie von ChillWave und zuweilen Elektro-Feeling der 80er Jahre und kreieren so ein opulentes musikalisches Mahl, das an mancher Stelle etwas zu üppig und dick aufgetragen wirkt, an Süße nicht vermissen lässt und doch in sich gesehen selbst für Nicht-Fans vollkommen stimmig wirkt.


7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 18. März 2022

Sonnymoon - Sonnymoon [Plug Research]

Schön. Mehr braucht es eigentlich nicht, um das zweite und selbstbetitelte Album des aus Boston stammenden Duos Sonnymoon zu beschreiben. Intimer Vocal-TripHop trifft auf von Flächen getragene Shoegazerelektronik, der verschwebte Geist von Acts wie Boards Of Canada spielt ebenso eine Rolle wie die ruhigen Stücke einer Björk Gudmundsdottir in ihrer „Hunter“-Phase und alles zusammen vereint sich zu einem Album, das in diesem Herbst seinen Platz in jedem anspruchsvollen Plattenschrank des Landes finden sollte. Schwer empfehlenswert, auch wenn „Just Before Dawn“ zum Schluss noch einmal überzogene Streicherklischees bedient.


9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 11. März 2022

Ulna - Ligment [Karlrecords]

Da ist er wieder, der Phonk in der elektronischen Musik. Besser ausgedrückt im Electronica-Segment. Das spezielle Element, das auch die frickeligsten, ins Fragmentarische zersplitterten, von weltraumkalten Flächen und drohend brodelnden Bässen begleiteten IDM- oder GlitchBeats noch zu einem Thema für Tanzfläche macht, das im richtigen Moment Schub bringt und den ergriffenen Körper mit dem in ihm wohnenden Geist vollautomatisch in ein endloses Groovenirvana jenseits von Raum und Zeit entführt. Siehe auch: frühe Autechre, Funkstörung, Passarani, Scarcubem, Rekall und / oder sogar Aaron Spectre auf seinem mittlerweile lang eingestellten Moonbunny-Label. Es stottert, knackt und glitched an allen Ecken in der Musik des italienischen Duos Ulna, aber der Phonk hält alles zusammen, bildet die Klammer die Jack für House Music ist. Phonk ist Gott. Gott ist Phonk. Und dieses Album limitiert auf 222 Exemplare. Kauft es und betet es an.


10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Donnerstag, 3. März 2022

JJ Doom - Key To The Kuffs [LEX / Cooperativ Music]

Mutant Hiphop galore. Nachdem der kurzfristige Hype um dieses Genre und die ihm verschriebenen Labels wie Anticon oder auch eben LEX schon vor Jahren abgeklungen ist, brütet es im Untergrund beständig weiter. So finden unter dem Pseudonym JJ Doom die Protagonisten Danger Mouse und MF Doom zusammen und liefern ein Album, das so in dieser Form auch schon vor exakt 10 Jahren hätte erscheinen können, ohne heutzutage dated zu wirken. Die Beats sind vertrackt und geprägt von Electronica, die Raps fliessen frei und frei assoziiert zuweilen auch neben klassischen Schemata her, kicken trotzdem auf der Tanzfläche und begeistern sowohl TrueSkool HipHopper als auch anders assoziierte Hörer. Als Gäste dabei sind unter anderen Damon Albarn und Beth Gibbons, die mit ihren spröden und doch elfenhaften Vocals den Track „GMO“ veredelt. Fett.


8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012