Donnerstag, 29. Dezember 2022

Sinkane - Mars [City Slang]

Geboren im Sudan und beheimatet in Brooklyn / NYC hat Ahmed Gallab in Sinkane seine musikalische Inkarnation gefunden und liefert mit „Mars“ ein Album, das problemlos Afrobeat, SpacedOut Funk und sphärischen IndiePop fusioniert, ohne dabei schwer in die Ethno- / Exotica-Falle zu stolpern. Vielmehr erinnert das Grundgefühl dieser Platte an die schwerelos vertrippten Elemente der Stereo MCs zu „Connected“-Zeiten ohne HipHop zu sein und bringt statt dessen twangende Gitarren, Bläsersätze und freispielende Querflöten wieder zurück auf die Tanzfläche der Wahl. Großes Kino, auch für Fans von SpaceJazz a la Jimi Tenor.

10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 22. Dezember 2022

The National Jazz Trio Of Scotland - Christmas Album [Karaoke Kalk]

Befindlichkeit? Weihnachten? Akustische Gitarre oder Piano, Stimme und extrem zurückgenommenes Schlagwerk. Ab und zu Mal ein elektronischer Ton. Sehr intim und ganz dicht dran, ohne auch nur im Ansatz in Richtung Kitsch abzudriften. Musste ja eigentlich mal irgendwer machen, den ganzen Klassikern ein neues, konsumierbares Gewand anlegen. Karaoke Kalk lehnt sich mit diesem Album thematisch zwar weit aus dem Fenster, hält aber die Balance und liefert mutig, aber keineswegs schlecht ab. Im Gegenteil. Novelty Folk at its best.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Dennis Busch - Total Youth [Pingipung 036]

Niedlich und doch ein wenig nostalgisch und angestaubt kommt Dennis Busch, besser bekannt als James Din A4, mit seinem neuen Album auf Pingipung daher, das sich – laut Waschzettel rein MPC-basiert – zwischen den Eckpunkten Proto-Skweee, experimentellem DeepHouse und extrem verspielter End-90er / Früh-2000er Electronica bewegt. In „Maximum Of Simplicity“, dem wohl herausstechendsten Track des Albums, wagt sich Herr Busch sogar an von Bratschen getragenen und in Glitch verliebten DarkJungle mit hölzern steppenden Beats und einer Tendenz zur Selbstdekonstruktion. Keineswegs schlecht und vor allem im Falle von „Druids Of Discount“ sogar richtiggehend phonky.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Thomas Azier - Hylas 002 [Hylas Records]

Drei Tracks, 13 Minuten Spielzeit. Früher hieß das mal Maxi-CD und gehört eigentlich zu den mittlerweile ausgestorbenen Musikformaten. Thomas Azier sieht das jedoch ganz anders und liefert hier auf eben jenem Medium ganz groß ab. Verortet zwischen sehnsuchtsvollsten Police’ismen und epischem 80er-geprägten SynthPop, der jedoch mit zeitgemäßem Beatgerüst versehen trotz partieller Kitschigkeit durchaus einen Sinn für Modernismen hat. Passt gerade zu meiner Stimmung, daher

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Tangowerk by Nhoah - Innocent feat. Lulu Schmidt [R-O-T / Universal Pop]

Oha, da will aber jemand mit aller Kraft nach oben in die Popcharts und zumindest mit dem Radiomix von „Innocent“ kann die Rechnung sogar aufgehen. Epische, dick aufgetragene Streicherpassagen, unschuldiger Gesang a la Lena ohne komischen Akzent, Drama und ein bischen Bandoneon hier und da – das geht auch im Radio zur Mittagszeit. Nhoah packt dann im sogenannten Dubstep-Remix die Midrange-Bässe a la Skrillex und Rusko aus, ohne dabei den Pop aus den Augen zu lassen und auch die anderen Mixe schaffen den Spagat zwischen Club und Mainstream relativ schwerelos und ohne Ausfall. Überraschend, aber unter den entsprechenden Vorzeichen erstaunlich gut gelöst.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 24. November 2022

Emptyset - Unhexium / Collapsed [Raster-Noton 116]

Ja. Uneingeschränkt. Industrieller BrokenTechno mit Hang zu extremer Verlangsamung, psychotischem Brummen und durchaus bösartig verzerrten Strukturen, die in ihrer Konsequenz so manchem Normalkonsumenten das Fürchten lehren. Natürlich eignen sich Tracks wie diese nur bedingt für den Tanzflur, wirken aber in ihrer ausproduzierten Skizzenhaftigkeit und vor allem dank der fehlenden Richtung der vor sich hin um sich selbst mäandernden Tracks angenehm verstörend. Gut.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 17. November 2022

Sebastian Groth - Housecore [Rewashed LDT]

„Filesharer Have Small Dicks“ steht in Kleinstschrift auf der Platte. Das mag zwar angehen, ist aber so ausgedrückt auch nicht wirklich korrekt und da auch „LDT“ meines Wissenss nach nicht die korrekte Abkürzung für „limited“ ist, wirkt das ganze Release schon vor dem Hören ein wenig lieblos dahingezimmert. Ein Eindruck, der sich leider beim Soundcheck bestätigt, denn zwei geloopte Saxophontöne auf uninspiriert und bis zum Erbrechen komprimiert ballernden Bassdrums machen weder Sommer noch House noch irgendeine Art von –core. Daran können auch die Remixes aus der Feder von Mike Maass, Felix Bernhardt und Doublescore nicht viel ändern und ich frage mich, wer diese Platte wo, wie, wann oder warum spielen sollte.

2/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 10. November 2022

Spank Protest - Anti-Orgasm / Ask Yourself [Noise Manifesto]

Spank Protest liefern mit dem Sonic Youth-Cover „Anti-Orgasm“ ein massives RaveTechno-Brett erster Güte, das sich in eine Reihe mit Tracks wie der Bauhaus-covernden Dave Clarke / Chicks On Speed-Kollaboration „What Was Her Name?“ oder den Empirion-Klassikern „Narcotic Influence“ und „Jesus Christ“ einfügt und auch weit über den Techno-Floor hinaus für Euphorie sorgt. Jetzt schon zeitlos und daher verwundert es wenig, dass genannter Dave Clarke den Track unlängst in seiner White Noise Radioshow spielte. „Ask Yourself“ spielt in einer ähnlichen Soundliga, bemüht dann aber doch die digitalere NuRave-Spielart und bleibt trotz hohem Abfahrtswert hinter erstgenanntem Tune ein wenig zurück. Macht aber nichts.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Freitag, 4. November 2022

Drew Sky - Skydoisom 1 [Chiwax Classic Edition 002]

Und die nächste Wiederveröffentlichung aus dem schier unerschöpflichen Dance Mania-Pool, diesmal aus dem Jahre 1995 und mit fünf fast schon klassisch zu nennenden Disco- und rohen UptempoHouse-Tracks - im Radikal Fear-Style zu jener Zeit schon eher zu den weniger wahnsinnigen Veröffentlichungen des Labels gehörend, auch wenn das Titelsnippet „Skydoism“ mit seinen verspulten AcidBreaks nicht zwingend zum Dance Mania-Standard gehörte. Back to the oldskool mit

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Marco Marset - Touch The Bell [Avida 001]

Ein weiteres neues Label im TechHouse-Zirkus, das sich mit seiner ersten Katalognummer gleich an kristallklares Vinyl wagt und mit dem Original von „Touch The Bell“ auf der B-Seite dieser 12“ funktionalen Minimalismus ohne viel unnötigen Schnickschnack liefert, sondern sich statt dessen auf das Wesentliche besinnt. Soll heissen – ein Mikrovox-Snippet und ein einzelner, dezent eingesetzter Ton genügen hier, um das Gerüst aus Bassdrum und zurückgenommener Percussion zu ergänzen. So schraubt man natürlich keinen Hit für die Ewigkeit, aber ein grundsolides DJ-Tool, das über lange Zeiträume hinweg immer wieder und vor allem ohne Abnutzungserscheinungen zum Einsatz kommen kann. Aufgabe erfüllt. Tolga Fidan erliegt in seinem Remix der Versuchung, mit verträumten Flächen und heruntergedrehtem Tempo ein eigenes Stück für die späten Stunden im Club zu schrauben, während Steven Cock sich auf Reduktion besinnt und einen sich fast unmerklich schleichend steigernden Mix liefert, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort in den richtigen Händen zur Waffe werden kann obwohl eigentlich nicht sonderlich viel passiert.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 20. Oktober 2022

F.O.R.N.I.X. - Munda / Minoah [Efee Records 002]

Hübsch dunkelgrünes Whitelabel-Vinyl mit passendem Stempel – da hat jemand sich schon der Optik wegen einen Bonuspunkt verdient, denn für so etwas hege ich Sympathien. Allerdings hebt dieser das vorliegende Release auch nur auf ein semi-durchschnittliches Niveau, denn auch wenn die Bassdrum treibt und die leicht verspult durch den Raum wabernd-vertrippten Stimmen in „Munda“ gut inszeniert sind, strapaziert die bemüht leiernde Mundharmonika doch die Nerven auf Dauer etwas sehr stark. Ebenso verhält es sich leider mit dem Van & Miss Remix von „Minoah“ und da auf vorliegender 12“ A- und B-Seite auch noch die gleichen Tracks beheimaten gibt es nicht mehr als

4/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Sandro Beninati - Shamanik [Ton Liebt Klang Records 013]

Ton Liebt Klang. Die Niedlichkeit kennt keine Grenzen und ähnlich harmlos geht’s natürlich auch auf dieser Platte zu. Belangloser TechHouse mit ein bisschen Offbeat-Geraffel, damit es sich Open Air im Grünen auch hübsch feiert, auch wenn im Endeffekt stundenlang immer die gleichen Presets in leicht abgeänderten Variationen laufen. Remixe gibt’s von Andy Kohlmann, Arts & Leni und Mike Wall, die dem Original auch keine aufregendere Seite abgewinnen können. Technisch geht das alles durch, aber ich langweile mich musikalisch zu Tode. Hier wäre das Vinyl tatsächlich verzichtbar gewesen, für den Mut trotzdem welches zu pressen – und nur dafür - gibt’s

2/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 6. Oktober 2022

Max Buschfeld - Times New Romance [Mother 004]

Nicht zwingend aufregend, aber doch durchaus effektiv nähert sich Max Buschfeld mit seiner „Times New Romance EP“ dem Thema House und spielt im Titeltrack mit einer Mischung aus reduziertem Pumpen und äußerst sexy abgewandelten Oldskool-Stabs, die Ohren und auch Herzen öffnen können und so manchen Altraver in seliger Erinnerung schwelgen lassen, ohne eins zu eins kopieren zu wollen. Uplifting hiess dieser Vibe früher einmal und auch der Remix von Rhadow & Ntfo bewegt sich in diesem musikalischen Dunstkreis, während „Home“ auf der Flipside Bronski Beat-Basslines mit smoothem (Neo)Trance vereint und im Remix sogar hymnenhaft in Richtung BrokenHouse mit Pianolicks mutiert. Fein.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 29. September 2022

Letherette - Featurette [Ninja Tune]

Mit den vier Tracks dieser Single kündigt sich für 2013 ein weiteres Debut-Album auf Ninja Tune an, das das aus Wolverhampton stammende Duo Andy Harber & Richard Roberts a.k.a. Letherette in den Focus der Öffentlichkeit hieven soll - auch wenn es weitestgehend rätselhaft bleibt, warum diese jetzt plötzlich die Erlösung in nebelhaft zerfiltertem FrenchHouse und süßlichen Future-R’n’B-Ergüssen finden sollte, noch dazu auf Ninja Tune, das eigentlich mit derartigem Sound bislang recht wenig am Hut hatte. Diese Platte hinterlässt Fragen, auch wenn „Wecko“ durchaus passabel verträumten Bleepstep mit Glockenspiel-Sounds fusioniert.

5/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 22. September 2022

Lapalux - Some Other Time [Brainfeeder / Ninja Tune]

Verglitchte Electronica trifft auf Skweee und nebulöse Pop-Attitude, die nie wirklich zum Song wird, aber doch immer hart an der Grenze zu Selbigem operiert. Nach WitchHouse jetzt also WitchPop? Mit Einflüssen von Jazz sogar? Gemessen an der hohen Zahl ähnlich verorteter Veröffentlichungen dieser Tage könnte sich hier ein neuer Trend auftun.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 15. September 2022

Farbaromat - Golden Over / Over [Concorde Club Recordings]

Und auch auf diesem noch aktuellen Concorde Club-Release lässt sich eine gewissen Affinität zu frei fliessenden Trancemomenten und warmen Bassflächen nicht verleugnen, die sich hier allerdings mit luftiger DubTechno-Würzmischung und süßlichen Frauenvocals in einem Topf köchelnd präsentieren und sich auf der balearischen Terrasse genau so gut machen wie im WarmUp-Set zu einer langen Feiernacht, am besten im direkten Mix mit Telescope’s 2002er Release „So Bad“ auf Combination Records. Sweet.


8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 8. September 2022

Aparde - Eintausend Krieger [Concorde Club Recordings]

„...sind unsere Ziele nun klar definiert, wir wollen ein ernstzunehmendes Recordlabel werden.“ Ein hehres Ziel und so ausformuliert natürlich auch einer gewissen Niedlichkeit nicht entbehrend, aber was Aparde hier mit „Eintausend Krieger“ abliefert ist tatsächlich seriöser OldskoolTrance, der stilistisch einer Zeit Tribut zollt in der noch nicht zwingend wilde Arpeggios und wüste Trommelwirbel das Bild von Trance prägten sondern warm-flutende, organisch-melodische Strukturen, die am Ende einer langen Partynacht den schweißnassen Raver mit einem glücklichen Lächeln sanft in die Morgensonne entsenden konnten. Genau danach klingt sowohl der Titeltrack in Original- und Remixversion als auch „Komplex“ und es gibt wenig Zweifel daran, das ich diese Tracks in 1993/94 geliebt hätte. Und eigentlich kriegen sie mich auch heute noch auf ziemlich hohem Niveau.


10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 1. September 2022

FaltyDL - Straight & Arrow [Ninja Tune]

Mit der Single „Straight & Arrow“ liefert FaltyDL einen weiteren Teaser für sein neues Album „Hardcourage“, das in Kürze auf seinem eigenen Label Blueberry Records in Zusammenarbeit mit Ninja Tune erscheint und – so scheint es – den Anschluss an derzeit hippe Namen sucht, zu denen FaltyDL dieser Tage natürlich selbst gehört. Weicher, verspielter House mit Future Garage-Bezug sowie Remixe von Four Tet, Mike Q und Gold Panda machen „Straight & Arrow“ kompatibel mit dem Hipstermainstream, lassen an verträumte Herbstabende mit güldenen Sonnenuntergängen denken und liefern durchaus Momente zum Händchenhalten im Club, überraschen allerdings auch nicht sonderlich mit Innovation. Solider Stoff, aber kein wirklich großer Wurf.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 12/2012

Donnerstag, 25. August 2022

Fraktus - Millenium Edition [Staatsakt]

Fraktus waren der große Hype im Vorfeld des diesjährigen Reeperbahnfestivals, gehandelt und promoted als die vergessenen Erfinder des Techno, als Bindeglied zwischen Krautrock und NDW, als Initialzündung und Einfluss für die Stadium Techno-Epigonen von Scooter und mit dem Song „Supergau“ Inspirationsquelle für Wetsbam’s „Sonic Empire“. Alles Humbug der ersten Kategorie, aber zumindest der Sound hält sein Versprechen, denn in der Musik Fraktus’scher Prägung schwingen die Genialen Dilettanten des betongrauen Berlin der Frühachtziger Jahre ebenso lebhaft mit wie die Proto-NDW jener Zeit, die sich vor allem in den Hitsingles to be „Affe Sucht Liebe“ – übrigens auch geremixt von Alex Christensen – und „Mann“ Gehör verschafft. Die Frage nach der wahren Identität der Bandmitglieder bleibt hier bewusst ungeklärt, aber wer bei einer wunderschönen Textzeile wie „Lady Godiva dein Pferd ist müde...“ immer noch darüber nachsinnt in welchem Hamburg-spezifischen Kontext ein derartiges Projekt wohl entstehen kann, dem ist an dieser Stelle auch nicht mehr wirklich weiterzuhelfen. „Jagt den Fuchs. Da ist der Fuchs.“ Ohne Worte.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 18. August 2022

Monokle - Saints [Ki Records]

Mit seinen noch jungen 26 Jahren veröffentlicht der in St. Petersburg beheimatete Produzent Vlad Kudryavtsev a.k.a. Monokle schon sein fünftes Album insgesamt, tritt aber mit „Saints“ zum ersten Mal mit einem Solowerk auf dem physischen Tonträgermarkt in Erscheinung und erweitert damit seine Zielgruppe erheblich, zumal die Liebhaber klassischer Electronica-Klänge in der Regel wohl zu einer Generation zählen, die nicht nur mit der Haptik realweltlicher Medien aufgewachsen sind, sondern auch in Form von Compilations wie der legendären „Artificial Intelligence“-Reihe mit entspannten, aber tiefgehenden Ausflügen in elektronische Welten jenseits der geraden 4/4 Bassdrum sozialisiert wurden. Ohne die üblichen Vertreter jener Soundwelten erneut als Referenzpunkt zu zitieren, ergibt sich ein Bild aus dem Wissen um Monokle’s Vorliebe für frühe Warp Records-Veröffentlichungen und IDM im Allgemeinen, auch wenn der IDM/Pop-Crossover „Slower“ als eher unnötiger Versuch aus dem Rahmen fällt, der zuweilen auch Bezüge zu kontemporärer Bassmusik zulässt. Diesen Track ausgenommen gibt es verdiente

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 11. August 2022

P.O.S. - We Don’t Even Live Here [Rhymesayers Entertainment]

HipHopElectroRock. Genau in dieser Schreibweise steht es auf dem Waschzettel. „Wir wollen alles auf einmal sein“ wäre wohl eine treffendere Formulierung gewesen und so klingt P.O.S. wie eine unausgegorene Mischung aus BigBeat in den letzten Zügen, Eminem-Klonen, ein bischen Hoffnung auf Radioeinsatz und Anerkennung in der Popwelt und der Resterampe der kurzfristig erfolgreichen Crossover-Szene. Wer das jetzt wie oder warum braucht, lasse ich mal für alle diejenigen dahingestellt, die gut von gut gemeint unterscheiden können. Nach ein paar Drinks besoffen zu „They Can’t Come“ auf einem Konzert rumhüpfen erscheint mir allerdings eine halbwegs sinnvolle Beschäftigung. Deshalb dann doch noch

4/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 4. August 2022

DJ Scientist - For Better For Worse [Equinox Records]

Ein überaus deepes und vor allem erstaunliches Debutalbum, das DJ Scientist hier auf Equinox vorlegt, entstanden doch die meisten Tracks in ihren Erstfassungen in den Jahren 2001 bis 2006 und wurden dann aus diversen Gründen erst mit 6 Jahren Abstand erneut überarbeitet. Musikalisch jedoch greift DJ Scientist noch viel weiter und bis in die 90er zurück und liefert mit „For Better For Worse“ ein vorwiegend Sample-basiertes TripHop / Instrumental HipHop-Album, das sich selbst vor absoluten Klassikern wie DJ Shadow’s „Entroducing“ nicht zwingend verstecken muss. Beat- und Samplezauberei in Reinkultur und mit dem Track „Autumn Leaves“ huldigt er dem Blues im TripHop ebenso ergreifend wie einst DJ Signify mit „Winters Going“ auf Lex Records. Nice one.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 28. Juli 2022

Two Fingers - Stunt Rhythms [Big Dada]

Nachdem ich persönlich die Two Fingers a.k.a. Amon Tobin und Joe Chapman nach ihrer 2009er Debutsingle „What You Know feat. Sway“ eigentlich ursprünglich als neue Grime-Hoffnung verbucht hatte, entwickelte sich das musikalische Schaffen der beiden Produzenten in andere Richtungen und ist jetzt mit dem dritten Album irgendwo zwischen hochkompromierten HipHop-Instrumentals, CutUp-EDM und einem brüllend lauten Echo von dem angelangt, was sich einst vor langer Zeit mal NuRave nannte. Sägezahnbässe, Glitches und stotternde Rhythmen en masse, dazu natürlich die ungezügelte Teilnahme am so genannten Loudness War und mit dem „Defender Rhythm“ lässt sich sogar noch eine weit entfernte Grime-Verortung ausmachen, auch wenn die Full On-Attitude mit einem Dauerfeuer von „sonic events per split second“ auf Dauer anstrengend werden kann. Love it or leave it, dazwischen geht bei diesem Album wohl wenig.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Freitag, 22. Juli 2022

Lucas Santtana - The God Who Devastates Also Cures [Mais Um Discos]

Melancholic Listening – gibt es das schon? Wenn nicht, ist der Begriff hiermit geclaimed und Lucas Santtana’s Album das Blueprint für dieses Genre. Organische HipHop- und BrokenBeats aller Art treffen auf klassische brasilianische Musik und die ihr innewohnende Melancholie und Sehnsucht, verschmelzen dabei vollends miteinander und bilden ein natürlich wirkendes, zuweilen Jazz-durchwirktes Konglomerat, anstatt zu einem artifiziellen Skelett zu erstarren und mit aufgesetztem Exotica-Bonus zu kokettieren. Dabei hilft natürlich Lucas Santtana’s brasilianische Herkunft und seine langjährige Erfahrung mit sogenannter Fusion-Musik, interpretierte er doch schon auf seinem 2000er Debut originäre Strassenmusik seines Landes neu und mischte diese mit europäischem ElectroPop. Und auch hier geht die Rechnung auf, denn „The God Who Devastates Also Cures“ ist nicht weniger als ein fast perfektes Album für spätherbstliche Regentage, selbst wenn mensch im Regelfall mit lateinamerikanischer Musik wenig anfangen kann.

9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Freitag, 15. Juli 2022

Anders Ilar - Elva [Shitkatapult Strike 139]

Mit seinem elften Künstleralbum und einem an diese Zahl angelehnten Produktionskonzept schliesst sich für Anders Ilar nach neun – nicht: elf - Jahren mit „Elva“ ein Kreis, veröffentlichte er doch schon sein Ambient-geprägtes Debut „Everdom“ seinerzeit auf Shitkatapult. Vom ambienten Ansatz jedoch ist hier nicht mehr übrig geblieben, selbst wenn das Album mit seinen elf Tracks und 1:11:11 Stunden Laufzeit durchaus im heimischen Ohrensessel funktioniert. Statt dessen bewegt sich der schwedische Produzent hier auf den Pfaden von klassischem Electro mit dunklen Einflüssen und Atmosphären, ganz im Sinne von Acts wie z.b. Dopplereffekt, Heinrich Mueller oder auch The Exaltics. Wer bei diesen Namen die Ohren spitzt ist mit diesem Album durchaus konsequent gut beraten, ebenso wie alle Anhänger Space Night’scher Electronica-Konstrukte, denen sich Anders Ilar im zweiten Teil des Albums verstärkt widmet.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Freitag, 8. Juli 2022

Naytronix - Dirty Glow [Plug Research 130]

Mit einem seltsam verschwebten und melancholieschwangeren Titeltrack öffnet sich die Welt der Naytronix unter der Leitung von Nate Brenner, der mit diesem Projekt auf Plug Research irgendwo zwischen Shoegaze / Indie, mehrstimmigem Harmoniegesang, Filmmusik und verquerer Exotica mäandert und sich dabei nie so recht zwischen Track und Song entscheiden kann. Musik aus einer Zwischenwelt sozusagen, die es trotz vorwiegend angenehmer Klänge weder dem Konsum- noch dem Rezensenten wirklich leicht macht. Letzterer verbleibt mit fragendem Blick und vergibt leicht verwirrte

5/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 30. Juni 2022

Spleen United - School Of Euphoria [Tyler Nation]

Schon wieder Dänemark könnte mensch an dieser Stelle fast sagen. In ihrem Heimatland bereits im Januar diesen Jahres veröffentlicht, sind die Titel des Album „School Of Euphoria“ seit dem in Dauerrotation im dortigen Radio – kein Wunder, definieren Spleen United mit ihrem Album doch modernen Synth- / ElectroPop für die Jetztzeit und verneigen sich mit ihren üppigen Streicherarrangements vor den ganz großen Helden des Genres, lassen auf der anderen Seite jedoch auch Stile wie Acid, Chemical Beats oder zuweilen ElectroHouse in kleinen Dosen mit einfließen und dürften damit auch in Deutschland einen schnellen Zuwachs ihrer Fangemeinde verbuchen.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 23. Juni 2022

LCMDF - Mental Health [FAN Records]

Wenn eine Band neben Selbsthilfeliteratur auch TLC, Weezer und die Chemical Brothers als Inspirationsquellen angibt, klingt das in erster Linie erst einmal reichlich merkwürdig. Wenn dann als zusätzlicher Einfluss noch die späten 90er und frühen 00er Jahre dazukommen wird es zumindest aus musikalischer Sicht reichlich obszön. Trotzdem erschafft das finnisch-schwedische Duo LCMDF aus dieser kruden Mischung eine angenehm angerauhte Variante aktueller Popmusik, die trotz Radiotauglichkeit Kante zeigt und sich dadurch klar vom Casting- und EDMquatsch in den Charts abhebt. Wenn die beiden Damen mit einem Track ihrer aktuellen EP einen Hit landen, sei es ihnen vom Herzen gegönnt. Erfrischend.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 16. Juni 2022

Knobs / Splatter - Ritual EP [Kaputt Ltd 001]

Und auch hier gibt es Techno der dunkel reduzierten Spielart, wie sie dieser Tage unter anderem von Labels wie Sandwell District, Traversable Wormhole und natürlich ihrer zahlreichen Klone propagiert wird. Es herrscht reduzierte Spannung, Hall und Reverb werden großgeschrieben ohne wirklich DubTechno zu sein und die Remixe von Coe Ter One und Luis Flores liefern Variationen im Detail während D. Carbone sich einem Grenzgang zwischen HardTechno und heruntergepitchtem Hardcore widmet und damit dem Labelnamen durchaus gerecht wird. Veröffentlicht wird das Ganze übrigens auf weißem Vinyl, aber das nur als Randnotiz nebenbei.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 9. Juni 2022

Secluded - Blinded [Enemy Records Ltd 008]

Amtliches Brett. Dieser Ausdruck scheint durchaus passend für die dunkel-monotone, technoide Ausrichtung dieser 12“, die neben den Originalen der Tracks „Blinded“ und „Impression“ mit Remixen von Sigha und Ray Kajioka aufwartet. Musikalisch geht es natürlich um Techno, der mit raumgreifenden Bassdrums seinen Einsatz in großen Lagerhallen fordert und dort zur späten Stunde den Kitt aus längst mürbe gewordenen Fensterfronten hämmert. Musik für industrielle Brachlandschaften.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 2. Juni 2022

Aubrey - Dot 1 [Dot 001]

Während Allen Saei a.k.a Aubrey im mittlerweile einundzwanzigsten Jahr seiner Produzentenkarriere mit dieser Veröffentlichung weit in der Geschichte zurückgreift, sich in Reduktion übt und allein mit einer ständig modulierten, leicht verhallten und bestätig dem DetroitTechno als auch dem Gedanken von Acid verpflichteten Synthlinie die Spannung über die gesamte Laufzeit des Originaltracks aufrecht erhält, geht Paul Mac mit seinem Remix weniger subtil an die Sache heran und übt ordentlich Druck auf die ohnehin schon hart ravende Tanzfläche aus bis wirklich niemand mehr stillsteht. Der zweite Remix hingegen kommt von Miles Sagnia und fällt im direkten Vergleich aufgrund von unausgewogenen Soundverhältnissen, einem sehr seltsamen Mixdown und einer fast unangenehmen Nähe zu Psytrance und Goa aus dem Raster. Für Original und Paul Mac gibt’s

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 26. Mai 2022

Peja - No Feelings EP [Hidden Recordings 019]

Das in New York beheimatete Label Hidden Recordings feuert dieser Tage aus allen Rohren und beglückt auch mit dieser 12“ alle Liebhaber des druckvoll bollernden Technosunds, die großen ranzigen Industriehallen den definitiven Vorzug gegenüber kleinen hochgezüchteten Stylerclubs geben. Durchaus zu Recht, denn die Tracks auf dieser EP brauchen Räume - Platz, um sich vollends zu entfalten und der Bassgewalt der zuweilen bösartig brummenden Ravesignale Tribut zu zollen. Das kann man in dieser Form durchaus gut finden und vielen anderen Releases dieser Tage vorziehen. Sollte man vielleicht auch, selbst wenn es hier mehr um profane Funktionalität denn um wahre Innovation geht. Gute

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 19. Mai 2022

Zee & Eli - Release Yourself EP [ZiiZii Records]

Mit ihrer neuen 5-Track EP begeben sich Zee & Eli auf die Suche nach DeepHouse mit Glitz und Glamour und bemühen dabei zuweilen sogar schwer nach den frühen 90er Jahren klingende Diva-Vocals, Cowbells, Handclaps und weitere gängige Klischees, die mich persönlich schwer an Acos CoolKAs' 2006er Debüt „Intergalactic“ auf dem längst vergangenen Force Tracks-Label erinnern und – gäbe es das Label noch – dort auch heutzutage gut aufgehoben wären. Auf sehr sympathische Weise retroid und perfekt für kleine, rotplüschige, ausschliesslich von fähigen Residents beschallte Clubs, von denen es dieser Tage viel zu wenige gibt.  

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Freitag, 13. Mai 2022

Carlo Sanchez - Stability EP [Unike Muzik 003]

Discogs weist als Herkunftsland des Labels Unike Muzik Mexico aus, gepresst ist diese 12“ allerdings in Deutschland und wenn mensch dem Waschzettel glauben schenkt, kommt Carlos Sanchez aus Spanien und ist dort ein aufsteigender Stern am Produzentenhimmel. So weit erst einmal der grobe multinationale Kontext und auch musikalisch geht es mit internationalem Flair weiter, flirtet die reduzierte, aber stetig pumpende House Music auf dieser EP doch stetig mit den stilistischen Ergüssen von Produzenten wie DJ Fex oder David Duriez, behält aber auch frühe DiscoHouse-Variationen im Sinne eines DJ Sneak ebenso im Blickfeld wie die längst vergangene, unaufgeregte Coolness des Big Apple. Zeitloser Stoff für alle, die tiefgehenden House in seiner klassischen Ausprägung zu schätzen wissen.  

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 5. Mai 2022

Johnny Fiasko - 100% Acid EP [Artistika 004]

Vielversprechender Titel, aber leider schwach umgesetzt. Obwohl ich im Normalfall zu den Leuten zähle, die auf Grund ihrer frühen Sozialisation mit AcidHouse eine quasi genetisch bedingte Schwäche für alles was fiepst und zwirbelt haben, fehlt mir hier doch ein wenig die Authentizität und vor allem die nötige Roughness um in wirkliche Begeisterung auszubrechen. Sowohl die blubbernden Acidlines als auch der Rest der Produktion wirken plastikhaft geklont und dann wie vorsätzlich in Zügel gelegt, wodurch natürlich der Charme des Ganzen etwas verloren geht. Schade auch, dass sowohl Rio Padice als auch Chris Carrier mit ihren Remixen auf der Flip weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und ebenfalls nur Durchschnittsware liefern, obwohl vor allem letztgenannter bekanntlich auch anders kann.

4/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 28. April 2022

Arts And Lohr - Das Buffet Ist Eröffnet [Ostfunk Records 026]

Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich mich an ähnlicher Stelle über NDW (= Neue Deutsche Witzigkeit) im sogenannten TechHouse-Business ausgelassen habe und diese EP trifft mit hochoriginellen Titeln wie „Weniger Ist Meer“, „Orientalfahrt“ und „Ein Indianer Kennt Kein Bart“ – wenn schon, dann „keinen...“!!! – genau den von mir angesprochenen Punkt. Originalitätsbemühen um jeden Preis und wenn’s peinlich klingt, dann war man halt bei der Namensfindung im Studio besoffen. Sorry, aber mir vergeht da schon jetzt der Appetit auf’s Buffet und leider werde ich musikalisch diesmal nicht positiv überrascht. Der Hörtest liefert extrem durchschnittlichen TechHouse- / Minimalbrei mit pumpenden OpenAir-Qualitäten und allerlei mehr oder minder witzigen Sampeleien (u.a. Indianer- und Klezmerkram) – das taugt zwar für die illegale Feierei im Grünen rund um die Mecklenburger Seenplatte, weil da ohnehin die meisten bis obenhin druff und neben der Spur sind, fällt bei mir aber genau deswegen durch. Braucht irgendwie niemand, aber für die technisch anständige Produktion gibt’s trotzdem

2/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Freitag, 22. April 2022

Velve - Novelettes Of Love: The Remixes [Velve Music]

Auch wenn Velve mit ihrer laut Waschzettel samtigen Stimme wohl in diversen Navigationsgeräten auftaucht, hätte sie es vielleicht bei ihrer Sprechrolle belassen sollen. Nicht, weil sie nicht singen könnte, aber weil diese Art sehnsuchtsvoller Schmachtmusik mit Plastikattitüde auf elektronischer Basis eigentlich schon im letzten Drittel der 90er irgendwann mal durch war. Das gilt vor allem für den Alex B Smoove Remix von „Comin By“, der nun wirklich jedes abgehalfterte TripHop-/ Balearic-/ Lounge-Klischee bis zum Erbrechen bedient und auch die technisch ausgereiften Clubmixe von Ziggy Kinder und Matthias Schaffhäuser kommen gegen das melancholische Leiden in Velve’s Stimme nicht wirklich an. Ernsthaft überflüssig.


0/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 14. April 2022

The Deadstock 33s - Ritual EP [Solitary Cyclist]

Justin Robertson und sein The Deadstock 33s-Projekt auf einem vollkommen zu bejahenden Trip in Richtung KrautDisco und (Neo)Cosmic im Sinne von Projekten wie Padded Cell oder Emperor Machine. Roh, ungeschliffen und im allerbesten Sinne vollanalog wird hier den psychedelischen Sounds alter Echomaschinen ebenso gefrönt wie der unbändigen Rohheit und dem Wahn früher Acidtracks. Aber auch unser altvertrauter Freund Jack darf sich auf der „Ritual EP“ ungehemmt austoben und kriegt mich als altgedienten Veteranen natürlich direkt an den Eiern. Ganz grosses Release, das es hoffentlich auch als 12“ gibt. In diesem Falle verdienen sich The Deadstock 33s volle

10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012

Donnerstag, 7. April 2022

Kreayshawn - Something Bout Kreay [Columbia]

Natassia Gail Zolot a.k.a. Kreayshawn gehört definitiv zu den Künstlern dieser Welt, die ohne soziale Netzwerke noch immer im heimischen Kämmerlein an Beats und Rhymes feilen würden, anstatt mit Plattenvertrag in der Tasche um den Globus zu jetten. Der jungen Amerikanerin widerfährt dieses Glück allerdings vollkommen zu Recht, rockt sie doch in der musikalischen Schnittmenge zwischen Shystie, Lady Sovereign - wo ist die eigentlich geblieben nach dem Intermezzo bei DefJam ? - , Mathangi Arulpragasam a.k.a. M.I.A. und der Partytauglichkeit früher Beastie Boys-Alben mit ihrem durchaus homogenen Debut jede Party zwischen HipHop, Grime, Freestyle und Booty Bass. Das funktioniert sehr überraschend auch über die lange Distanz, während andere ähnlich auf Party und Krawall gebürsteten Acts im Vergleich dazu oftmals spätestens nach der Hälfte ihrer Longplayer die Ideen ausgehen oder nerven. Kreayshawn nicht und das ist sehr gut so.



9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Donnerstag, 31. März 2022

Satellite Stories - Phrases To Break The Ice [XYZ Berlin]

In Skandinavien muss irgendwas sein – Wasser, Elfen, Trollkraut, whatever... . Anders ist es nicht mehr zu erklären, dass aus diesem weitgehend dünn besiedelten Zipfel Europas alle Nase lang neue Bands aus dem Boden schießen wie hier Pilze im Wald nach einem kräftigen Sommerregen. Zwar ist mir persönlich der Sound der finnischen Indieband Satellite Stories auf ihrem Debutalbum tendenziell ein wenig zu glatt und trotz unmittelbarem Tanzbefehl zu handzahm, wird aber genau so vom Indienachwuchs geliebt und füllt die Dancefloors der einschlägigen Veranstaltungen in diesem Genre mit ziemlicher Sicherheit nach den ersten Akkorden. Von Konzerten ganz zu Schweigen, denn „Phrases To Break The Ice“ riecht geradezu nach einer ekstatisch schwitzenden Crowd in kleinen, dampfend-heißen Venues mit maximaler 300er Kapazität.


8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 25. März 2022

Errors - New Relics [Rock Action / PIAS]

Nach zwei Jahren Veröffentlichungspause sind die schottischen Errors mit einem neuen Album zurück und verfolgen weiterhin unablässig den eingeschlagenen Pfad zwischen Cosmic, ProgRock und kitschigen Synthesizer-Wällen, vermischen das ganze mit der Melancholie von ChillWave und zuweilen Elektro-Feeling der 80er Jahre und kreieren so ein opulentes musikalisches Mahl, das an mancher Stelle etwas zu üppig und dick aufgetragen wirkt, an Süße nicht vermissen lässt und doch in sich gesehen selbst für Nicht-Fans vollkommen stimmig wirkt.


7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 18. März 2022

Sonnymoon - Sonnymoon [Plug Research]

Schön. Mehr braucht es eigentlich nicht, um das zweite und selbstbetitelte Album des aus Boston stammenden Duos Sonnymoon zu beschreiben. Intimer Vocal-TripHop trifft auf von Flächen getragene Shoegazerelektronik, der verschwebte Geist von Acts wie Boards Of Canada spielt ebenso eine Rolle wie die ruhigen Stücke einer Björk Gudmundsdottir in ihrer „Hunter“-Phase und alles zusammen vereint sich zu einem Album, das in diesem Herbst seinen Platz in jedem anspruchsvollen Plattenschrank des Landes finden sollte. Schwer empfehlenswert, auch wenn „Just Before Dawn“ zum Schluss noch einmal überzogene Streicherklischees bedient.


9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 11. März 2022

Ulna - Ligment [Karlrecords]

Da ist er wieder, der Phonk in der elektronischen Musik. Besser ausgedrückt im Electronica-Segment. Das spezielle Element, das auch die frickeligsten, ins Fragmentarische zersplitterten, von weltraumkalten Flächen und drohend brodelnden Bässen begleiteten IDM- oder GlitchBeats noch zu einem Thema für Tanzfläche macht, das im richtigen Moment Schub bringt und den ergriffenen Körper mit dem in ihm wohnenden Geist vollautomatisch in ein endloses Groovenirvana jenseits von Raum und Zeit entführt. Siehe auch: frühe Autechre, Funkstörung, Passarani, Scarcubem, Rekall und / oder sogar Aaron Spectre auf seinem mittlerweile lang eingestellten Moonbunny-Label. Es stottert, knackt und glitched an allen Ecken in der Musik des italienischen Duos Ulna, aber der Phonk hält alles zusammen, bildet die Klammer die Jack für House Music ist. Phonk ist Gott. Gott ist Phonk. Und dieses Album limitiert auf 222 Exemplare. Kauft es und betet es an.


10/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Donnerstag, 3. März 2022

JJ Doom - Key To The Kuffs [LEX / Cooperativ Music]

Mutant Hiphop galore. Nachdem der kurzfristige Hype um dieses Genre und die ihm verschriebenen Labels wie Anticon oder auch eben LEX schon vor Jahren abgeklungen ist, brütet es im Untergrund beständig weiter. So finden unter dem Pseudonym JJ Doom die Protagonisten Danger Mouse und MF Doom zusammen und liefern ein Album, das so in dieser Form auch schon vor exakt 10 Jahren hätte erscheinen können, ohne heutzutage dated zu wirken. Die Beats sind vertrackt und geprägt von Electronica, die Raps fliessen frei und frei assoziiert zuweilen auch neben klassischen Schemata her, kicken trotzdem auf der Tanzfläche und begeistern sowohl TrueSkool HipHopper als auch anders assoziierte Hörer. Als Gäste dabei sind unter anderen Damon Albarn und Beth Gibbons, die mit ihren spröden und doch elfenhaften Vocals den Track „GMO“ veredelt. Fett.


8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 26. Februar 2022

Jonathan Boulet - We Keep The Beat Found The Sound See The Need Start The Heart [Modular]

Ist das jetzt Mathrock-Emo für die Indiefraktion? Epische Chöre, ratterndes Drumkit-Feuer auf Hyperspeed, komplexe Arrangements mit rasenden Tempowechseln und doch immer das Ohr nah genug am Pop, dass der Wurm tanzt. Das ist abwechslungsreich und zum Teil sogar spannend, ebenso wie die wechselnde Instrumentierung und sogar die partiell auftauchenden Weltmusikbezüge fallen hier nicht weiter ins Gewicht, obwohl „Ethno“ per se schon lange als Thema durch ist. Auf die lange Distanz gesehen ist diese Mischung jedoch ein bisschen viel des Guten und wird nach ca. der Hälfte des Albums zunehmend anstrengend. Reinhören lohnt trotzdem.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Donnerstag, 17. Februar 2022

Borealis - Voidness [Origami Sound]

Verwirrend und extrem stimmungsabhängig. Beim ersten Testlauf fast unerträglich dicht an WitchHouse & Co., beim zweiten Anlauf dann beruhigend, wunderschön vernebelt und mit seinen verträumten Flächenkonstrukten auf der Basis frickeliger Electronica-Strukturen hart an der Grenze zum perfekten Herbstalbum, bei dem auch die vielzitierten Boards Of Canada mit dem Echo ihres Überalbums „Music Has The Right To Children“ zumindest musikalisch als referenzieller Anknüpfungspunkt gedient haben dürften. Für den zweiten Eindruck gibt es

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Donnerstag, 10. Februar 2022

Why? - Mumps, etc, [City Slang]

Was sagt mensch denn dazu? Ein Mutant- / Backpacker HipHop / IndieFolk-Konzeptalbum über Krankheiten, mit Pinocchio und Wal Kinderbuchillustration auf dem Cover. Nicht, das ich jetzt bibelfest wäre, aber der mit dem Wal war bestimmt nicht Pinocchio. Zwischendurch ein bischen Texmex / Americana-Feeling im Hintergrund, eine relaxte und freundliche Atmosphäre, Dopeness, freie Flows und ein breites Crossover-Potential in Richtung Shoegaze mit einem Touch BritPop. Klingt wild? Ist aber ein angenehmes Hörerlebnis und hat sich seine Wertung vollends verdient.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 5. Februar 2022

Moon Duo II - Circles [Souterrain Transmissions]

Auch mit dem zweiten Full Length-Album der Band Moon Duo, einem Seitenprojekt des Wooden Shijps-Gründers Ripley Johnson, bleiben Souterrain Transmissions der jüngst eingeschlagenen Linie treu, setzen ihren Strang von PostFolk / PostIndie-geprägten Veröffentlichungen fort und liefern das perfekte Anschlussalbum zum jüngst dort erschienen Longplayer der Band The Fresh & Onlys. Im Gegensatz zu diesen spielen hier Elemente wie verstärkerinduzierte Verzerrung, der Einsatz von Slide-Gitarren und vor allem eine gehörige Portion erdiger Schmutz eine wichtige Rolle, dank dessen sich im Verlauf des Albums eine gesunde Nähe zum sogenannten Southern Rock nahezu aufdrängt, obwohl auch hier trotz allem auch immer noch eine gewisse Intimität mitschwingt.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Freitag, 4. Februar 2022

Various Artists - Kapitel 3 [BlackFoxMusic]

Das Berliner Label BlackFoxMusic mit seiner dritten Werkschau auf Doppelvinyl, die neben Tracks der Zugpferde Frank Müller a.k.a. Beroshima und Remute vor allem Material von bisher tendenziell noch wenig in Erscheinung getretenen Künstlern wie Komsomol, Martin Matiske, We Are Detox, Trockensaft und anderen featured, die sich in verschiedenen Varianten vorwiegend 4-2-the-Floor basierter Clubmusik ergehen. Dabei geht es mal um House mit leichter Cheesyness, um deep-melodischen TechHouse mit Schaffelintro und warmen Bassfiguren, beschwingte Electro-Exkursionen bis hin zu Sägezahnbasslines, ElectroClash und übersteuerten HighEnergy-Filterexzessen, die mensch seit der FrenchHouse-Hochphase in dieser Form nicht mehr gehört hat. Das mag für manchen Konsumenten abwechslungsreich sein, für manchen wiederum stilistisch zu weit aufgefächert und so bleibt fraglich wie viel Aufmerksamkeit diesem Doppelvinyl unter den DJ’s des Landes zuteil wird. Vielleicht wäre CD hier das geeignetere physische Medium gewesen?


6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 29. Januar 2022

Tony Montana - Detox [Hauptbahnhof Musik 003]

Mit seinem Track „Detox“ wandelt Tony Montana stilsicher und pumpend auf ClubTechno-Pfaden und schraubt sich mit verhallten Stabs, vereinzelten Sirenen und zurückgenommenen Snarerolls tief in Hirn und Körper der Crowd, die es ihm glücklich tanzend dankt. Remixes kommen von Monocraft, der funktionalen Techno und räumlich drückende Bassdrums serviert, sowie den auf der selben Welle reitenden A-Brothers, während Mark Morris auf B2 schließlich dem Diktat der geraden Bassdrum zumindest partiell entflieht und mit seiner Remixvariation nahezu apokalyptische Stürme heraufbeschwört.

8/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 22. Januar 2022

Unbalance - Unbalance #5 [Unbalance 05 Promo]

Track eins, A-Seite: Techno. Kalt, schabend, nervenzehrend. Ergänzt um metallische Tribal-Drums mit extrem hypnotischer Wirkung. Track eins, B-Seite: Industriell angehauchter BrokenTechno, schabend, trocken, der Klang der Maschinen. Oder Monolake mit extrem schlechter Laune. Track zwei, B-Seite: BrokenTechno mit Schnittmenge zu deeper Electronica und Unterwasser-Dubstep. Besonderes Merkmal: durch den Stereoraum wandernde MicroVox-Snippets, die dem Tune eine ganze besondere Art von psychotischem Phonk verleihen und die gefühlte Nähe zu UK Bass Music noch potenzieren obwohl Alexander Matlahov a.k.a. Unbalance aus Russland kommt. Topwertung für B2, für den Rest gibt es


9/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 15. Januar 2022

Yan Cook - Remixed [Brood Audio 003 Testpress]

Eine weitere Veröffentlichung, die sich der immer massiver aufschaukelnde Welle von dunkel dräuendem MonoTechno verschreibt und mit Xhin als Remixer für den Track „Pressor“ direkt als Opener der A-Seite einen Meister ebenjenes Faches ins Boot holt. Mit dabei sind ausserdem Measure Divide, Subjected und Tom Laws, der mit seinem rollend phonky BrokenTechno das Schema der geraden 4/4-Bassdrum aufbricht und damit den besten Remix dieser 12“, aber final auch keine ganz neuen Erkenntnisse liefert. Grundsolider Stoff, auch wenn musikalisch nicht ganz eindeutig klar wird, dass wirklich vier verschiedene Tracks einer Remixkur unterzogen wurden, denn dazu sind die Ergebnisse zu ähnlich.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 8. Januar 2022

Monoloc - First Drift EP [CLR 061 Promo]

Auch wenn die Matrix-Nummer etwas anderes behauptet und noch ein wenig weiter in die Zukunft greift handelt es sich bei dieser Veröffentlichung doch um die Katalognummer 061 des CLR-Labels, das mit diesem Whitelabel wie erwartet liefert. Dunkler, monotoner Techno der langsameren Gangart, der sich unaufgeregt und doch kontinuierlich über die bewusst gestreckte Laufzeit auch in die allerletzten Hirnwindungen fräst und auf der B-Seite sogar leichte ElectroClash-/Wave-Bezüge in den Vocals erkennen lässt und mit einer melodischen gewobenen Bassstruktur punktet. Solide.

6/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012

Samstag, 1. Januar 2022

Sebastian Cohen & Pablo Denegri - Unamed Yet1 / Lake Lake [Varianz Records]

Auf schickem roten Vinyl schrauben sich Sebastian Cohen & Pablo Denegri mit dem A-seitigen „Unamed Yet1“ in leicht acidifizierte Technohöhen und ergänzen diese mit Deepness und Raum suggerierenden verhallten Chords, die auf eine lange Schulung in klassischen Technogewässern schließen lassen und deren Funktionalität bis zur Ekstase an dieser Stelle nicht in Abrede gestellt werden soll, während Sebastian Cohen’s Soloexkursion in flächige Tribal meets Trance meets TechHouse-Gefilde von Allem zu viel auf einmal sein möchte und trotz guter Ansätze leider zu schnell in Richtung Kitschgrenze entgleitet.

7/10 Points

Gastreview für Fazemag, Ausgabe 10/2012