Cold Electronics. Vielleicht ein
passender Genrebegriff für diese zweistündige Doppel-CD, in deren
Verlauf Drones und Dark Ambient auf weltraumkalte und hochgradig
steril ausgefeilte Elektronikstudien im Sinne früher
Monolake-Veröffentlichungen oder auch Nommo Ogo’s kongenialer, in
2003 erschienener „Meat And Red Triangles / Blood Red Game“ 12“
auf Isolate Records treffen, in ihrer Gesamtheit jedoch statischer
wirken und dadurch leider nicht voll punkten können. Trotz
handwerklicher Perfektion bleibt der Eindruck des Fragmenthaften, der
nicht komplett vollendeten Komposition – jeder Track in sich
schlüssig, auf die Gesamtlänge hin gesehen jedoch etwas trocken und
eben doch nur eine Reihung von Stücken anstatt eines runden Flusses.
File under: Home Listening Entertainment für Liebhaber von Rhythm
Industrial.
7/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 08/2012
Samstag, 29. Mai 2021
Sonntag, 23. Mai 2021
B. Fleischmann - I'm Not Ready For The Grave Yet [Morr Music]
Intimate wäre wohl der richtige
Terminus, wollte mensch das für Anfang Oktober angekündigte und
laut Discogs schon elfte B.Fleischmann-Album in einem englischen
Begriff zusammenfassen. Die Vocals haben ihr zu Hause im Indie mit
zurückgenommenem Gestus, das Campfire-Gefühl des ganz nah dran
seins zieht sich durch das komplette Werk und eigentlich wäre auch
eine ergänzende Instrumentierung mit leicht schrammeliger,
akustischer Gitarre genug gewesen. Stattdessen setzt Fleischmann auf
eine Mischung aus Shoegazing und Electronica, die gemeinhin gern mit
dem versossenden Unbegriff Indietronic umschrieben wird. Doch gerade
Songs wie „Beat Us“, der verstörenderweise wesentlich länger
wirkt als die 3:48 Minuten Spielzeit sind, oder auch das fein
ziselierte „Lemminge“ gehen weit darüber hinaus, docken – wie
auch andere Stücke auf „I’m Not Ready For The Grave Yet“ –
an den Echos von PostRock an oder wagen sich durchaus einmal, wenn
auch schüchtern, an den Rand der Clubtanzfläche. Zumindest in
Momenten in denen es dort noch nicht so voll ist und auch
vorsichtiges Mitwippen schon als Zeichen wohlwollender Zuneigung
gilt. Zärtlich, ohne das Gefühl von Kitsch. Schön.
9/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 08/2012
9/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 08/2012
Montag, 17. Mai 2021
MSMS - The Ride [Plastic City]
MSMS - Marcus Schmahl und Michael
Schmickert, die sich hinter die gleichlautenden Kürzel ihrer
Vornamen ver- und zusammen ins Studio zurückgezogen haben um an
ihrem Debut-Longplayer zu schrauben, der nach 20 Jahren Freundschaft
und diversen gemeinsamen Single-Veröffentlichungen in den letzten 2
Jahren scheinbar fällig war. Und es ist gelungen, was nicht
zuletzt auch der Tatsache geschuldet ist, dass die beiden eben nicht
erst seit gestern im Geschäft sind. „The Ride“ bietet auf den
Punkt genau das, was mensch von einem Album auf Plastic City erwartet
– ein bischen NuDisco hier, ein wenig Baleareneinfluss da,
TechHouse spielt genauso eine Rolle wie deepe Vocals, das Gespür für
dezente Melodieführung und einen Vibe, der auch eher Pop-affine
Nichtelektroniker an der richtigen Stelle abholt ohne gleich in
Richtung Mainstream zu schielen. Im Endeffekt machen MSMS also alles
richtig, bedienen mit einem stimmigen Paket ohne Anbiederungsversuche
ein relativ breites Publikum und haben damit – hoffentlich – den
ihnen zu wünschenden Erfolg. Mir persönlich ist das Ganze jedoch
einen kleinen Tick zu glatt und stromlinienförmig im Gesamtbild,
deshalb gibt es minimale Abzüge in der B-Note.
7/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 08/2012
7/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 08/2012
Sonntag, 9. Mai 2021
Stumbleine - Ghosting [Hija De Columbia 004]
Produzent aus Bristol veröffentlicht
auf einem Label aus Bosnien-Herzegowina – sic !!! - das Kolumbien
im Namen trägt und sich mit diesem Acht-Track-Album irgendwo
zwischen Indietronic, instrumentalem Future R’n’B und dem
verortet, was vor einigen Monaten (oder doch schon: Jahren?) als
Chillwave durch die gängige Hype-Maschinerie gejagt wurde, im
Endeffekt aber auch als Shoegaze mit elektronischen Mitteln
durchgeht. Eine Beschreibung, die auch hier trefflich passt,
abzüglich der Heroinsucht und den satanistischen Zeichenspielereien,
die Chillwave und verwandten Genres wie WitchHouse gern zugeschrieben
werden. Stumbleine ist da netter und, zumindest der Stimmung seiner
Musik nach zu urteilen, frei von bösartig harten Drogen.
6/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 07/2012
6/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 07/2012
Sonntag, 2. Mai 2021
DJ Empty - Meaningless [Accidental Records]
Veröffentlichungen aus Matthew
Herbert’s ureigener Soundschmiede Accidental Records fordern
grundsätzlich schon aufgrund ihrer Herkunft zunächst einmal die
komplett ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuhörers und auch wenn sich
das Geheimnis hinter DJ Empty’s „Meaningless“-Album dank des
verlorengegangenen Waschzettels nichts unmittelbar erschliesst –
Nachforschungen ergaben jedoch die Existenz einer gleichnamigen
3-Track EP aus dem Jahre 2007 - geht es hier augenscheinlich um
Annäherung an ein Thema aus zehn verschiedenen Perspektiven. Das
rhythmische Skelett bilden hierbei sehr hölzern klingende und
vermutlich aus dem Livekontext gesampelte perkussive Sounds, gesetzt
im 4/4-Kontext, zuweilen um komplexere Elemente ergänzt und garniert
mit weiteren, im elektronischen Kontext ungewöhnlichen und vor allem
sehr trockenen Klängen, die im Gesamtbild den Schluss zulassen, das
hier der Aufbau von Clubtracks mit anderen Mitteln und Klangfarben
emuliert werden soll. Auffällig ist hierbei vor allem das nahezu
vollendete Fehlen eines tragenden Elementes, denn von Bassgewalt und
vor allem von expliziten Bassdrums sind alle
„Meaningless“-Variationen weit entfernt. Entwickelt sich aber ab
etwa Track 3 oder 4 die hypnotische Wirkung des Gesamtkonzeptes,
schlägt das durchaus nicht negativ zu Buche sondern eröffnet eine
neue Perspektive in Bezug auf House Music im weiteren Sinne.
Spannend.
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 07/2012
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 07/2012
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