...Weihnachtswahnsinn. Oder
Weltuntergang. Denn während sich die Menschen auf den Straßen
sowohl wegen des einen als auch des anderen Themas die Köpfe
zermartern, entsteht diese Kolumne in seeliger Ruhe und nur begleitet
von den ganz und gar nicht besinnlichen Tönen der jüngst erschienen
„Dead Kore Dead Tube“ EP des Spiral Tribe-, SP23- und
69db-Mitglieds James Hawley, besser bekannt als Jack Acid.
Veröffentlicht auf digitalem Wege via Djungle Fever Berlin gibt es
hier eine ungezähmte, rohe und nervenzerreissende Variante von Acid
auf die Ohren, deren Ursprung zweifelsohne in dreckigen
Industriekellern und schwer illegalen Freetekno-Parties zu suchen
ist. Sehr gut.
Zu Hause im Club hingegen ist das
neueste Release aus dem Hause Metalheadz Platinum, auf dem sich
Artificial Intelligence & Command Strike als Kollaborateure die
Ehre geben. Sowohl „Mad One“ mit der Unterstützung von Jamakabi
am Mikrofon als auch „Broken Grounds“ liefern ein handwerklich
perfektes Blueprint für klassisch-rollenden, Subbass-verliebten
Drum'n'Bass, der ohne große Schnörkel jeden Tanzflur zum Beben und
mit seinen abgrundtiefen Frequenzen Hosenbeine zum Flattern bringt.
Absolut zeitlos und daher wichtig.
Kürzlich an dieser Stelle hoch gelobt
wurde mit „Mars“ das aktuelle Album von Ahmed Abdullahi Gallab
a.k.a. Sinkane, aus dem jetzt in der Phonica Records Special Edition
die Single „Runnin'“ ausgekoppelt wurde. Neben dem Originalsong
gibt es Remixversionen von Chandeliers und Daphni, die sich auf
höchst spannende Weise dem Afrobeat-beeinflussten SynthPop meets
Funk-Entwurf des gebürtigen Ägypters nähern. So geht Pop ohne
Anbiederung an jegliche Mainstreamgefilde.
Und auch im Hause Audiolith hält das
Popverständis dieser Tage Einzug in Form einer Splitsingle aus dem
berühmt berüchtigten Audiolith Singles Club. Während sich Fuck
Art, Let's Dance! mit ihrem Song „Maze“ in die Herzen verliebter
Indiemädchen clubben ziehen Tubbe mit „Mess“ andere Seiten auf
und rocken nach Herzenlust die queere Show mit einer
ElectroClash-Interpretation, die sich gewaschen hat.
Weniger queer, dafür aber genau so
tanzflurtauglich präsentiert sich das in Edinburgh beheimatete
HipHop-Triplet Young Fathers, das mit dem „Tape One“ ihr erstes
Album auf Anticon. vorlegt, vermittels nur acht Tracks den Glauben an
eben jenes Genre wieder zum Leben erweckt und dieses problemlos mit
hymnischen Indie-Hooklines, Afrobeat-Einflüssen, Grime-Vibes, Reggae
und dräuendem Gangster-Funk kombiniert. Pflichtkauf für alle, die
sich noch mit Begeisterung an die 2009er Two Fingers
12“-Veröffentlichung „What You Know“ in Kollaboration mit Sway
erinnern, auch wenn knapp 20 Minuten Laufzeit in diesem Fall
natürlich viel zu wenig sind. Bitte mehr davon.
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 02/2013
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