... 12“-Business. Je länger meine
Entscheidung nun zurückliegt, mich weitgehend anderen Dingen als dem
Nacht- und DJ-Leben zu widmen und - wenn überhaupt - nur noch auf
wirklich reizvollen Veranstaltungen, in von Freunden geführten
Locations, zu besonderen Anlässen oder – im Sinne des Kapitalismus
- ganz pragmatisch für Summen aufzulegen, die den ganzen Aufriss
einer durchgemachten Nacht auch lohnen und es ansonsten einfach
bleiben zu lassen, desto wichtiger wird mir persönlich das
Albumformat, auch wenn dessen bevorstehender Tod und die Fokussierung
auf einzelne Songs im digitalen Zeitalter immer wieder von Künstlern
und Labels beklagt wird. Und doch, ein komplett in sich stimmiges
Album, am Stück gehört mit Freunden oder allein und ggf. begleitet
von einem Glas hochwertigen Alkohol - dieser Tage bevorzugt Bourbon
oder sofern verfügbar auch Rye – ist in der Lage Geschichten zu
erzählen und den geneigten Hörer auf eine Reise mitzunehmen, die
weit über das hinaus geht was die gewöhnliche Maxisingle zu leisten
vermag.
Auf das Erzählen einer selbigen
angelegt ist die erste Veröffentlichung des noch jungen Tapelabels
Voluntary Whores, das mit dem auf 40 Kopien limitierten Release „I
Was A Good Hunter Until That Day...“ des Projektes Bears. – mit
Punkt! – zwischen Dark Ambient, Jazz-Drumming und Noize eine
mysteriöse Begebenheit aus dem Kanada der 1930er Jahre nachzeichnet
und damit durchaus gruselige Momente erzeugt. Krankes Zeug und auch
ohne echte Sprecher ein ziemlicher Trip. Hörspiel (Not Hörspiel)
dürfte wohl der passende Claim dafür sein.
Weniger gruselig, aber überaus
begrüßenswert ist die Tatsache, das das großartige
Rangleklods-Debutalbum „Beekeeper“ dieser Tage via Schoenwetter
Schallplatten endlich auch auf Vinyl erhältlich ist. Luxuriös als
Doppel-LP im Gatefold-Cover gibt es hier nicht nur die 10 Tracks des
Albums sondern zusätzlich als D-Seite noch die „Home EP“ der
Indie- / SynthPop-Formation, die jüngst als Vorband von WhoMadeWho
tourte und mit ihren nebulös melancholiegetragenen Songs viele
Herzen im Sturm eroberte. Ganz großes Songwriting, ein Gespür für
überraschende Wendungen und tolle Videos. Ich prophezeie eine
güldene Zukunft und lege die Band hiermit ALLEN unseren Lesern und
besonders auch den Depeche Mode-Fans unter ihnen ans Herz – Songs
wie „On Top“, „Riverbed“ oder „Clouds“ erklären das
Warum von selbst, auch wenn Rangleklods weit weniger catchy
daherkommen als viele klassische SynthPop-Bands, den Griff zur
halbakustischen Gitarre nicht scheuen und dann auch Alternative
Country können. Ein Album für die Ewigkeit und ich bin der kürzlich
hier im Heft vorgestellten Nachteule Lilly Rumler für den Hinweis
„So geil, musst Du unbedingt anhören“ zu ewigem Dank
verpflichtet.
Eine weitere faszinierende Geschichte,
diesmal aus der Vergangenheit, erzählt auch das englische Label
Mordant Music, das mit der Wiederveröffentlichung des ursprünglich
im Jahre 1979 erschienenen Albums „Recorded Music For Film, Radio &
Television: Electronic Vol. 1“ aus der Feder des Musique
Concrete-Komponisten Tod Dockstader einen spannenden Einblick in die
elektronische Musik der Prä-Techno-Ära ermöglicht und insgesamt 13
kurze Synthesizer- / Cosmic- / Ambient-Experimente wieder zugänglich
macht. Meines Erachtens nach schon aus historischen Gründen eine der
wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Wochen und zweifelsohne
musikalisch immer noch hochaktuell. Get.
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 12/2012
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