...colour. Sagt zumindest der Blick in
den trist trüben Hamburger Himmel und aus diesem Grunde beginnt der
musikalische Rundblick in diesem Monat mit dem auf Dirty / Pschent
veröffentlichenden Trio Tristesse Contemporaine, die auf ihrer
ebenso betitelten Debut-LP nicht nur die Tristesse im Namen führen
sondern mit Titeln wie „Empty Hearts“ oder „Hell Is Other
People“ auch ganz schnell klarstellen wo der dunkelgraue PostPunk-/
(No)Wave-Hammer hängt. Geht in Ansätzen auch auf dem
Indie-Dancefloor und erinnert in seinem musikalischen
Variantenreichtum zuweilen an das bereits 2004 auf Dekathlon
erschienene Nam:Live!-Konzeptalbum „The Testament: Sex, Scriptures
And Rock & Roll“. Sehr empfehlenswert,
Grautöne vor allem im Sinne der
inselartigen Zustände des ummauerten Berlin der Früh80er-Jahre sind
auch das musikalische Thema der – ganz No Future-gerecht –
Verbrannte Erde benannten Band, die mit „IV“ ihr eben viertes
Album der Bandgeschichte vorlegt. Erschienen auf Major Label
verbreitet die Truppe düstergraue Musik irgendwo zwischen Fehlfarben
und charmant schrammelndem DeutschPunk, ohne jedoch in die
Klischeefalle der „Schlachtrufe BRD“-Serie zu tappen. Hier gibt
es Inhalt, durchdachte Texte und natürlich eine gehörige Portion
Systemkritik, die jedoch subtiler daherkommt als mensch es vielleicht
in diesem Zusammenhang gewohnt ist.
Eine andere Form von Farbverzicht übt
das zur Zeit schwer angesagte Rawax-Label, interessiert sich einen
Dreck für Covergestaltung und liefert statt dessen farbiges Vinyl in
weissen Papierhüllen, stilecht als Whitelabel mit – farblich zum
Vinyl passender – Stempelästhetik. So suggeriert mensch die
Verbundenheit zum Untergrund, generiert im besten Falle einen kleinen
Hype (gelungen!) und liefert mit der Katalognummer 10.2 von Unbroken
Dub nach vergleichsweise schwachem Start auch endlich einmal
entsprechendes Material ab. Zwei Tracks gibt’s auf der „Kosmos
EP“ - einmal eher `troity verträumten Armchair Techno, mit dem
sich im Idealfall auch die vertripptesten Raver glücklich nach Hause
schicken lassen, während es auf der Flipside leicht angedubbed, mit
kühlem Sci-Fi-Approach und vor allem mehr Druck zur Sache geht. Wer
sich schon vor dem Hype die Sandwell District 010 ins Regal gestellt
hat findet hier die ideale Anschlussplatte.
Trotz exzellent gestaltetem
schwarz-weiss Grafikcover überhaupt nicht monochrom präsentiert
sich hingegen die „Origo“ EP der schwedischen Produzenten Lisa &
Kroffe auf dem eben dort beheimateten Label Monoscope und servieren
nahezu kosmisch anmutende Synthesizermusik vom allerfeinsten.
Weitgehend beatlos, angenehm kitschig und Ambient und die grossen
Vorbilder wie Jean-Michel Jarre, Vangelis oder auch Tangerine Dream
schauen hier und da auch gern einmal um die Ecke. Trotzdem: Lisa &
Kroffe kopieren nicht sondern liefern gelungenes 2012er Update
analoger Klangkunst und zeichnen akustische Landschaften im epischen
Breitwandformat. Me likey.
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 08/2012
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