...love. Das dem nicht so ist erfährt
der Autor dieser Zeilen an jedem Tag wieder schmerzlich im Kampf um
die Liebe, die Frau seines Lebens und aus genau diesem Grunde geht es
in diesem Monate um eben jene – um die Liebe. Um Songs und Bands,
die die Seele streicheln, die Verzweiflung kompensieren oder auch...
whatever.
Angefangen mit dem in Deutschland immer
noch unterschätzten DFA-signing Prinzhorn Dance School, deren Show
im März in Hamburg leider grandios unterbesucht war, was aber
glücklicherweise weder der Grossartigkeit noch dem Energielevel
ihres ultraminimalen PostPunk-Entwurfes Abbruch tat. Die Songs aus
dem aktuellen Album „Clay Class“ liessen Grosses vermuten und es
bleibt zu hoffen, dass die deutsche Fangemeinde endlich einmal
aufwacht. Musikalisch dunkel, aber zumindest mit der Hoffnung
spendenden Zeile „When nothing matters... all is well“ versehen
ist der jüngst erschienene Longplayer „Sisyphus“ der
Wave-/Goth-Legenden No More. Legenden? Kennt keiner? Zumindest die
ältere Generation der FAZE-Leser hat sich in den Spätneunzigern zur
Hell’schen Interpretation von „Suicide Commando“ die Füsse
wund getanzt, auch wenn schon damals das Wissen um die 1981-er
Originalversion aus der Feder von – genau! – No More der breiten
Masse von Ravern nicht eigen war. Also: anhören.
Ebenfalls gezeichnet von Verlangen und
Verzweiflung ist die neue 7“ des Herrn Trentemöller auf seinem
eigenen Label In My Room – wieder in Zusammenarbeit mit der
Vokalistin Marie Fisker serviert der wohl bekannteste Däne der Welt
eine Neubearbeitung des 1984-er PostPunk-Underground-Hits „My
Dreams“ von The Gun Club: auf der A-Seite dunkel dräuend und
hypnotisch, während die Akustikversion auf der B-Seite schon fast
ein Gefühl von Lagerfeuer verbreitet ohne dabei wirklich harmlos zu
sein. Als – leider nur – Digitalbonus obendrauf gibt’s eine
Neubearbeitung von Chris Isaak’s Überhit „Blue Hotel“, der
Sehnsüchte weckt... nicht nur nach einer Vinylversion!
Und noch eine weitere Neubearbeitung
eines Klassikers gibt es zu vermelden, denn die in Wiesbaden
beheimatete Formation Naon wagt sich gleich mit dem Opener ihrer
aktuellen 5-Track EP „Working Title“ and den
Eurhythmics-Evergreen „Sweet Dreams (Are Made Of This)“, verleiht
ihm einen neuen Anstrich zwischen Synthie- und FuturePop und verbrät
dabei alle Effekte, die vor allem letzteres Genre hergibt. Könnte
ebenso wie die anderen Tracks dieser EP durchaus in die Heavy
Rotation-Listen lokaler Grossraum-Gothic-Parties wandern, ist
allerdings für echtes Airplay stellenweise doch ein wenig zu dick
aufgetragen. Trotzdem einen Check wert.
Ebenso gilt dies auch für das schönste
Liebeslied des vergangenen Monats mit dem bezeichnenden Titel „In
Love“, gesungen und geschrieben von der unglaublich bezaubernden
Ira Atari und zu finden auf „Audiolith – Doin’ Our Thing #2“,
dem exklusiven Vinylbeitrag des Hamburger Labels zum Record Store Day
2012, der mit Bratze’s „Strafplanet“ und dem legendären „Tote
Tiere“ von Supershirt & Captain Capa noch mindestens 2 dicke
Hits zusätzlich enthält.
Eine andere und durchaus besondere
Liebesgeschichte versteckt sich hinter dem Song „Giver“, zu
finden auf dem grossartigen Debutalbum „Not Now“ der Hamburger
Band Clara Bow. Ursprünglich von ihrem schwedischen Ex-Partner Johan
Eckerström im Rahmen der Trennungsbewältigung von Frontfrau Katrin
Hesse geschrieben, coverte sie diesen mit Clara Bow, zunächst jedoch
ohne das Wissen darum das sie selbst Thema des Selben ist.
Nichtsdestotrotz findet sich „Giver“ nun auf dem Album und füllt,
ebenso wie die nur beispielhaft genannten Songs „Paul Rulz“,
„Restart“ oder „You Got It“ alle Tanzflächen zwischen Indie
und GaragenPunk-beinflusstem Rock’n’Roll – selten so viele
Ohrwürmer innerhalb von knapp 35 Minuten Laufzeit gehört und schon
deshalb Pflichtkauf für alle, die ein offenes Ohr für Gitarrenmusik
mit dem Herz am rechten Fleck haben. Besser sind Clara Bow nur noch
live und laut Gerüchteküche (...oder besser: den Informationen bei
gemeinsamen Spätstück in der u.a. von Hannes Langner betriebenen
Bar-/Cafe-Location „Die Gesellschaft“ zufolge) steht im
Frühherbst eine Tour zum Album an. Watch out! Watch out gilt auch
für den dort servierten Apple Pie und extrem leckere
Ciabatta-Sandwiches in diversen Variationen. Beim nächsten
Hamburg-Besuch austesten und dann direkt im Anschluss das Clara
Bow-Album im weniger als 5 Gehminuten entfernten Plattenladen Otaku
Records käuflich erwerben.
Für frisch und unschuldig Verliebte
servieren I Heart Sharks ihre Single „Summer“ mit dem fast noch
faszinierenderen Bonustrack „Aerobics“ - mein persönlicher
Favorit dieser Veröffentlichung. Kennengelernt haben sich I Heart
Sharks der Legende nach übrigens im Berghain und liessen ihren
Happy-Go-Lucky-IndiePop standesgemäss zusätzlich von Brazed, Etnik
und den Audiolith-Wonderboys Captain Capa durch den Wolf drehen.
Meine liebste Neuentdeckung der letzten Wochen jedoch ist die
7“-Single „I Heard You Say“ der Vivian Girls, veröffentlicht
zwar schon zum Recordstore Day 2011, aber mit ihrem leicht
verquer-hippieskem, leicht vernebelt-unschuldigem Mädchengesang
immer noch Balsam fürs gebeutelte Herz. Entdeckt habe ich die Band
übrigens in der Bar Meine Kleinraumdisko, einer meiner Hamburger
Lieblings-HangOuts für unter der Woche, und genau diesem Ort
verdanke ich auch meine entfachte Liebe zum Dillon-Album „This
Silence Kills“ auf BPitch Control – irgendwo zwischen
Elektronik, Björk und süsser Unschuld. IndiePop 2012 und vor allem
„Tip Tapping“ ist ein grosser Hit. Wichtige Platte. Kaufen!
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 06/2012
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