Allen voran schreitet hier in der
letzten Zeit vor allem Paul „Seiji“ Dolby, der den älteren
Breakbeat-Adepten unter uns noch mit seinen Releases auf Labels wie
Reinforced, 2000 Black oder Bitasweet in süsser Erinnerung ist, in
den letzten Monaten mit insgesamt drei hochklassigen 12“es auf
seinem eigenen Impringt SEIJI in Erscheinung trat und ausserdem einen
Remix zu Joe Goddard's „Gabriel“ auf dem Hot Chip-Label
Greco-Roman beisteuerte, wie gewohnt zwischen Future Garage, UK Funky
und SpeedGarage balancierend. Ebenfalls mit einem
synkopisch-swingenden Future Garage Remix für Joe Goddard am Start:
Ossie, dessen Bearbeitung eigentlich zu Unrecht auf dem undankbaren
B2-Platz der Vinylmaxi gelandet ist. Mehr Swing kommt dieser Tage
auch von Till Von Sein, der mit seinem „4,5 Minutes In Essex 1992
Jam“ für Kasper Björke's „Lose Yourself To Jenny“ die
Breakbeat-Raver ins HFN Music Boot holt, und von Mike Delinquent
Project, der mit einem Remix von Yasmins „Finish Line“ nicht nur
die Sonne rein-, sondern vor allem dem klassischen 2Step-/UK
Garage-Sound wieder rauslässt. Letztere erschienen via Ministry Of
Sound und sehr schön.
Das Melancholie und Bass gut
zusammengeht beweist SBTRKT mit einem Whitelabel und der
Matrizennummer YT075 ohne weitere Infos, auch hier ist SpeedGarage
das Stichwort, während auf Cluekids hauseigenem Label Bullfrog Beats
mit der Katalognummer 006 die Hypnosewirkung von dunkel-dräuendem
Halftime Dubstep („Swampman“) und das Hochenergiepotential von
klassischem Oldskool Jungle („Ninety Three“) ausgelotet werden.
Gerade für letzteres gibt’s mindestens mehr als einen Bonuspunkt.
R-E-W-I-N-D !!!
Zu guter Letzt entwickelt sich das
Eintreffen hochlimitierter Sascha Müller-Veröffentlichungen kurz
nach Abgabeschluss mittlerweile zum Running Gag und so erreichte mich
wieder verspätet die zweite Ausgabe der „Recycled Tapes“-Serie.
C90-Cassette, limitiert auf 15 Stück weltweit und diesmal im Split
mit Pasquale Maassen auf der Suche nach dem Spirit der französischen
DarkJungle-Szene der Endneunziger. Inhalt: insgesamt 16 Tracks
roher, ungeschliffener Drum’n’Bass, DarkJungle und
experimenteller Breakbeat fernab der hochzüchteten UK-Klangästhetik,
Sammlerstück. Ausserdem neu, krank und limitiert aus der
Müller’schen Soundschmiede: „Shit Music“ - eine CDr-Orgie in
experimentellem Noize ganz im Sinne früher V/Vm-Veröffentlichungen
mit einer Auflage von 20 Exemplaren und präsentiert in für nicht
ganz hartgesottene Gemüter schwer verdaulichem Artwork, auch wenn es
sich um Erdnussbutter und nicht das namentlich nahe liegende
Enddarmprodukt handelt. Ist das jetzt Industrial oder Punk... rein
von der Attitude her?
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 05/2012
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