...the dancefloor. Zumindest scheint
das der herrschende Konsens unter den alten Hasen der elektronischen
Feierkultur zu sein, zumindest wenn mensch sich die in den
einschlägigen Foren immer wieder auftauchenden Threads zum Thema
Ambient- & ChillOut-Floors ansieht. Aber wo sind sie denn nun
hin? Warum sind sie verschwunden und mit ihnen auch eine Form von
elektronischer Musik, die sich wunderbar zum Zu- und Nebenbeihören
eignet, ohne gleich den Tanzbefehl zu implizieren? Fragen ohne echte
Antwort und doch scheint Ambient dieser Tage eine kleine Renaissance
zu erleben, angefangen bei dem schon Ende 2011 veröffentlichten
Album des Italieners Manuel Fogliata a.k.a. Nuel auf Further Records,
das zwar mit „Trance Mutation“ einen fürchterlichen Titel trägt,
aber verpackt in ein hochwertiges Siebdruckcover mit ägyptischen
Motiven auf feine Weise balearische Gitarrenklänge, Post-PostRock
und eben ChillOut vermischt, bis hin zur nur als US-Import
erhältliche Doppel-CD „Their Moments Of Perfect Happiness“ des
amerikanischen Duos Cyberchump. Unter diesem Pseudonym nähern sich
Mark GE und Jim Skeel aus dem Bandkontext kommend der elektronischen
Zuhörmusik und kombinieren diesmal ganz klassischen Ambient mit
leichten Dub- und Downbeat-Einflüssen ohne dabei kitschig oder gar
retro zu wirken - eine Platte, die DJ-Legende Mixmaster Morris in den
90ern wahrscheinlich geliebt hätte. Ebenfalls gross und jüngst
veröffentlicht sind die mit „And Never Ending Nights“ betitelten
und auf 500 Exemplare limitierten, wabernd-krautigen
Synthie-Spielereien des The Field-Kopfes Axel Willner unter dem
Pseudonym Loops Of Your Heart auf dem Kölner Label Magazine, die
sich ebenso in diese Reihe einfügen wie der nur digital via Cognito
Percepti erhältliche Wardrobe Memories-Longplayer „Swamp Of
Sorrows“, der Hörgenuss mit anspruchsvoller Electronica vermengt
und dabei immer wieder einen Anflug von weirdem Maschinenfunk
durchschimmern lässt.
Zum Thema Tanzfläche – kaum hatte
ich Sascha Müller an dieser Stelle für seine Produktivität und
seinen Output gelobt, flatterte mir doch exakt einen Tag nach
Abgabeschluss eine weitere Veröffentlichung des umtriebigen
Uelseners im Briefkasten herum: die Katalognummer 001 seines neuen
Labels Psychocandies, limitiert auf 200 hübsch marmorierte 7“es.
Der an Labels wie DJungle Fever u.ä. orientierte, schmutzige
Acid-Sound der ersten VÖ kommt, natürlich, von Herrn Müller
himself, der sich die kleine runde Scheibe mit dem 303-süchtigen
Produzenten Acidfloor teilt. „Higher State Of Consciousness“ als
referenzielles Stichwort mag an dieser Stelle genügen, der
Vinyldealer eures Vertrauens kann mit etwas Glück und Ausdauer eine
Kopie besorgen.
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 04/2012