Fraktus waren der große Hype im
Vorfeld des diesjährigen Reeperbahnfestivals, gehandelt und promoted
als die vergessenen Erfinder des Techno, als Bindeglied zwischen
Krautrock und NDW, als Initialzündung und Einfluss für die Stadium
Techno-Epigonen von Scooter und mit dem Song „Supergau“
Inspirationsquelle für Wetsbam’s „Sonic Empire“. Alles Humbug
der ersten Kategorie, aber zumindest der Sound hält sein
Versprechen, denn in der Musik Fraktus’scher Prägung schwingen die
Genialen Dilettanten des betongrauen Berlin der Frühachtziger Jahre
ebenso lebhaft mit wie die Proto-NDW jener Zeit, die sich vor allem
in den Hitsingles to be „Affe Sucht Liebe“ – übrigens auch
geremixt von Alex Christensen – und „Mann“ Gehör verschafft.
Die Frage nach der wahren Identität der Bandmitglieder bleibt hier
bewusst ungeklärt, aber wer bei einer wunderschönen Textzeile wie
„Lady Godiva dein Pferd ist müde...“ immer noch darüber
nachsinnt in welchem Hamburg-spezifischen Kontext ein derartiges
Projekt wohl entstehen kann, dem ist an dieser Stelle auch nicht mehr
wirklich weiterzuhelfen. „Jagt den Fuchs. Da ist der Fuchs.“ Ohne
Worte.
8/10 Points
Gastreview für Fazemag, Ausgabe 11/2012
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