… reality. Nicht nur, weil das Leben
manchmal wie ein Film erscheint, in dem mensch zufällig auch selbst
eine Rolle spielt, sondern weil spätestens die Diskussion um PRISM,
Echelon und Tempora auch den weniger aufmerksamen Individuen unter
uns eine Ahnung davon vermittelt haben, daß es da draussen eine
Menge Dinge gibt von denen der Normalbürger nur kaum eine Ahnung hat
und auch wir – ohne verschwörungstheoretische Gedanken befeuern zu
wollen – zuweilen nur Statisten in einem Film sind, bei dem Andere
Regie führen. Aus diesem Grund geht es in dieser Kolumne um
Soundtracks resp. solche Veröffentlichungen, die eigentlich als
solche prädestiniert sind oder vorgeben, Soundtrack zu sein – wenn
auch in der Zukunft.
Eine ebensolche Veröffentlichung ist
„The Mean“, das auf dem Tapelabel Voluntary Whores erschienene
Album des Ambient- / Deep Listening-Projektes Wardrobe Memories.
Limitiert auf 48 Exemplare weltweit handelt es sich hier angeblich um
einen Soundtrack, der durch einen missglückten Zeitreiseunfall in
der Vergangenheit – dem heutigen JETZT also – gelandet ist und
mit seinen weltraumkalt-fliessenden Strukturen trotz weitgehender
Beatlosigkeit weit von purer Entspannungsmusik entfernt ist. Zu
befremdlich wirken die immer wieder aufblitzenden Sprachfetzen und
abgehörter Funkverkehr, zu kühl klingen die Pianos und zu
verstörend die durch den Verzerrer gejagten Synth- und
Gitarrensequenzen. Es liegt eine Spannung über diesem Tape, die zu
Beginn der B-Seite die Luft nahezu greifbar verdichtet. Was auch
immer das Thema dieses zukünftigen Films sein mag, es verkörpert
Bedrohung in einem Masse, deren Intensität das heute Vorstellbare
bei Weitem übersteigt.
Ebenfalls filmreferentiell ausgerichtet
ist das auf Alien Transistor erscheinende Album „Return“, welches
als drittes Album der Formation Saroos binnen knapp 38 Minuten
Spielzeit musikalische Bezüge zur unter Cineasten als Film Noir
geschätzten Spielart der Kinokunst liefert und sich weitläufig zwischen PostRock, Easy Listening, Dub, Downtempotronica,
Jazz und Experimentalismus mäandernd jeder weiteren Einordnung
vollends zu entziehen weiss, dafür aber durchaus auch psychedelische
Hippiemomente liefert. Damit entpuppt sich „Return“ als tolles
Frühherbstalbum für heimische Kaminabende und natürliche
Kaufempfehlung für alle, die eben solche zu schätzen wissen.
Einen Film der dunkleren Sorte lässt
sich hingegen zu „The Word As Power“ drehen, dem neuen, jüngst
auf dem kongenialen Label Blackest Ever Black erschienenen Album von
Brian Lustmord a.k.a. Lustmord, der hier mit vermittels seiner
ultraminimalistischen Drone- und Dark Ambient-Visionen und den
isolationistischen Vocals von Aina Skinnes Olsen und anderen einen
quasisakralen Soundtrack für dunkle Rituale in vernebelten
Herbstnächten schafft, der von zartbesaiteten Seelen als durchaus
geisterhaft unheimlich empfunden werden kann, dem Schreiber dieser
Zeilen jedoch eben aufgrund dieser Ausrichtung als tiefgehendstes
Album der letzten Monate gilt und genau aus diesem Grund jedem
geneigten Leser dieser Zeilen schwer empfohlen sei.
Gastkolumne für Fazemag, Ausgabe 10/2013
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