Dawid Szczesny, seines Zeichens ein noch junger Klangkünstler
polnischer Herkunft, debütiert mit seinem knapp 45 minütigen Album
"Unheard Treats" auf Supralinear, dem Nachfolgelabel von Mille Plateaux / Ritornell. In insgesamt neun sehr ambient und moody gehaltenen Tracks verarbeitet
er vorwiegend einzelne modifizierte, melodisch stimmig gereihte
Pianoklänge, bearbeitet die entstehenden Folgen und Loops anschliessend
noch einmal im Ganzen und addiert in letzter Folge leichte Rausch-,
Kratz- und Störsounds, wie mensch sie von alten, oft gehörten
Vinylplatten kennt. Diese analogen Klänge wirken auf den Konsumenten auf einem digitalen
Medium wie einer CD im ersten Moment vielleicht verwirrend, ebenso wie
das zuweilen bewusst eingesetzte Skippen, welches Liebhaber
experimenteller elektronischer Musik z.B. von den Produktionen Oval's
gewohnt sind, doch verleihen sie dem Album in finaler Konsequenz einen
sehr angenehmen Touch von Nostalgie, der dem visuellen Genuss alter
Stummfilme mit reiner Klavierbegleitung nahekommt. Die Verwendung als Filmmusik ist auch bei Szcesny nicht ausgeschlossen,
zumal dieser Begriff seiner Musik wie im Covertext beschrieben gern
zugeordnet wird, doch eignet sich das vorliegende Album sicher nicht als
banaler Hintergund für Komödien. Vielmehr erforderte es bei entsprechender Verwendung langer
Kamerafahrten, wenig Bewegung im Bild und vor allem Moll-gefärbter
Herbstszenerien, die sich im modernen und massentauglichen Kinobetrieb
leider viel zu selten finden. Prädikat wertvoll.
Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.07.2005
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