Freitag, 31. Oktober 2014

HP.Stonji - Melaina Chole Remix EP [Phantomnoise Records 011]

HP.Stonji - dieser durchaus seltsame Künstlername steht für die Zusammenarbeit der nicht unbekannten Elektronikmusiker Hans Platzgumer und E.Stonji, deren gemeinsames Album "Melaina Chole" im letzten Jahr als Full Length-CD auf dem Schweizer Label Spezialmaterial erschien. Die Remixe zum Album liegen nun in Form einer 6-Track E.P. auf dem von vielen Seiten geschätzten Leipziger Fakecore-Imprint Phantomnoise Records vor und werden von einer illustren Reihe von Künstlern aus dem Umfeld desselben bestritten. The Vaporizer, LXC, Mimaku Spldat, _filbert, Scarcubem und Intricate bewegen sich mit ihren Neuinterprationen im Spektrum zwischen sehr experimentellem Downbeat, netten kleinen Plinkermelodien und Electronica/IDM, liefern allesamt sehr athmosphärische Tunes ab und machen diese E.P. zu einem durchaus empfehlenswerten Tonträger, der sich aus einer Flut eher belangloser Electronica-Veröffentlichungen wohltuend hervorhebt.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.02.2005

Donnerstag, 23. Oktober 2014

incite/ - Procedure / Neop [incite.gradcom.org]

Die Hamburger Experimentalmusiker Andre Aspelmeier und Kera Nagel - solo verantwortlich für die Projekte GradCom und Axiomatic Integration - veröffentlichten jüngst in Eigenregie die erste 7" ihres gemeinsamen Projektes incite/. Limitiert auf dreihundert Exemplare auf grauem bzw. grau-marmoriertem Vinyl spricht die Musik des Duos vor allem Freunde der experimentellen Elektronik an. Rhythmusgeprägt, doch im Regelfall nicht tanzbar, lässt sich die Soundästhetik der beiden Künstler am treffendsten mit dem onomatopetischen Ausdruck "Knorkeln" beschreiben. Verortet in der Grauzone zwischen Pan Sonic, ambient-orientiertem Rhythm Industrial und der Mille Plateaux'schen Variante der Clicks'n'Cuts erschliessen beide Tracks hochdigitale Klangwelten, die sich dem ungeübten Konsumenten nur schwer öffnen, Liebhabern jedoch einen echten Hörgenuss verschaffen. 

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.02.2005

Samstag, 18. Oktober 2014

Sole - Live From Rome [Anticon. Promo]

Sole, Mitglied des hochgeschätzten Anticon.-Kollektivs, das seit einiger Zeit die Welt der elektronischen Musik mit seiner Interpretation des Leftfield-HipHop aufrollt. Leftfield HipHop? Sprechgesang mit eindeutig von abstrakter Electronica beeinflussten Beats, abstrakten Lyrics und einem nicht immer zu leugnenden Folk- Einfluss. Zitat gefällig?  "Debbie Gibson will make an electronica comeback. Ice Cube will go feminist. Solar Panels will be declared unconstitutional. How many moms can you fit on a picket line with 'blood for oil' signs? This movement is a joke..." (aus: Predictions"). Hier ist Consciousness nicht nur Floskel, sondern bewusst gewählte Eigenschaft, genaues Hinhören erwünscht und gefordert. Bei 17 Tracks in 55 Minuten ein nicht immer einfaches Unterfangen das den Konsumenten fordert, die Anstrengung aber auf jeden Fall lohnt und gerade auch dem Nicht-HipHopHead neue Perspektiven auf den Variationsreichtum des kontemporären Sprechgesang eröffnet. Angemerkt sei zuletzt das "Live From Rome" weder ein Live-Album darstellt, noch in Rom aufgenommen ist. Vielmehr entstand das Album im Pendelverkehr zwischen Oakland, Kalifornien und Sole's neuer Wahlheimat Barcelona, Spanien.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 25.02.2005

Samstag, 11. Oktober 2014

Audision - Spectral Face E.P. [Playmade Minus 007]

Audision, Kollaborationsprojekt der beiden Wahlhamburger Produzenten Tobias Schmid und Niko Tsoukmanis, veröffentlicht auf dem in Augsburg beheimateten Label Playmade Minus, seines Zeichens wiederum das experimentelle Outlet des Mutterlabels Playmade, nach längerer Wartezeit nun endlich die "Spectral Face E.P.", die sich schon nach den ersten Umdrehungen auf dem Plattenteller als sogenannter Future Classic entpuppt. Verträumt-melancholischer Minimaltechno Dial'scher Prägung - um im Querverweis auf ein weiteres empfehlenswertes Hamburger Label bezug zu nehmen - dessen Beatstrukturen nicht immer zwingend dem Geradeaus-Dikat der 4-2- the-Floor-Bassdrum folgen, sondern auch dem weiten Feld der Electronica Tribut zollende Brüche zulässt oder sich wie bei dem B2-Track "Yellow Sunset" ganz dezent auf Piano-Ambient bezieht, um die von Kompakt geprägte Begriffsbestimmung "Popambient" an dieser Stelle zu vermeiden. Sowohl für den anspruchsvollen Dancefloor zu sehr früher oder wahlweise auch sehr später Stunde geeignet, aber auch als reiner Hörgenuss für audiophile Homelistener zu empfehlen.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 26.02.2005

Samstag, 4. Oktober 2014

Dälek - Absence [Ipecac Promo]

HipHop jenseits jeglicher Konventionen - lauter, experimenteller, druckvoller und verstörender als alles bisher dagewesene. Alles? Eine Ausnahme gibt es: Techno Animal, aber mit genannten haben Dälek natürlich schon vor Jahren kollaboriert, ebenso mit der legendären Krautrock-/Noise-/Experimental-Formation Faust mit denen unlängst eine gemeinsame 7" auf dem Berliner Label Bomb Mitte veröffentlicht wurde. Was bedeutet das für das Jetzt, die aktuelle Veröffentlichung? Dälek's Produktionen scheren sich noch immer keinen Deut um die cleane Slickness mainstream-orientierter US-Produktionen und die coole Gangstah-Attitude der dazugehörigen Protagonisten.  Vielmehr dominieren bedrohliche, von Störgeräuschen und Industrial geprägte Soundkulissen das Klangbild, in ihrer endzeitlichen Wirkung von tonnenschweren Beatgerüsten verstärkt, die auf beängstigende Weise von eindringlichen Lyrics begleitet werden. "If You Remember HipHop, Nigga - Nuff Respect" findet als Statement zur mittlerweile verwässerten Kultur ebenso Platz wie der Slam Poetry verpflichtete lyrische Abstraktionen, die allein durch die Intensität der Stimme wirken. Gehört in jede Plattensammlung.

Gastreview für M-Conspiracy , veröffentlicht am 25.02.2005